Kita-News April 2014

Aktueller Stand und Neuerungen im Bereich Kindertagesbetreuung

Wir haben am 31.03. am 1. Runden Tisch Kinderbetreuung teilgenommen (Die Zusammenfassung könnt ihr hier nachlesen) und uns Anfang April mit einer Mitarbeiterin des Jugendamts getroffen, die für die Abteilung Kindertagesstätten mit verantwortlich ist .

Zentrale Ergebnisse:

  • Es waren zwar theoretisch +700 Plätze „im System nicht mit Verträgen unterlegt“, die Plätze sind (bzw. waren) aber de facto nicht frei. Derzeit sind so gut wie alle Plätze in allen Leipziger Kindertagesstätten belegt.
  • Jugendamtsleiter Tsapos sprach von 17 Baumaßnahmen, die wohl 2014 tatsächlich fertiggestellt werden, da der Bau bei diesen faktisch bereits begonnen hat. Weitere 5 Kitas wären realistisch, da das Vorverfahren bereits abgeschlossen ist. 2014 werden demnach ca. 1900 bis 2500 zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen, nicht wie noch zu Beginn des Jahres versprochen 5000. Eltern könnten sich an die Träger wenden, um ihr Kind schon vorab in den neu entstehenden Kitas anzumelden. Allerdings kann es beim Bau immer wieder (meist verwaltungsbedingt) zu Verzögerungen kommen. Der Bedarf wird auch mit diesen Plätzen nicht gedeckt sein. Wir gehen von insgesamt ca. 2500-5000 fehlenden Plätzen aus. Exakte Zahlen hierzu gibt es bislang nicht. Laut Aussage des Jugendamtsleiters lässt er die genaue Zahl aktuell erheben.
  • Das Jugendamt unternimmt Anstrengungen, um kurzfristig zusätzlich Plätze zu schaffen. Kitas, die kürzlich eröffnet haben, werden angehalten, früher als geplant zusätzliche Gruppen aufzumachen. Außerdem laufen Anträge beim Landesjugendamt, um in einzelnen Kitas zusätzliche Kinder aufnehmen zu können. Die Ergebnisse dieser Anstrengungen sind uns aktuell aber nicht bekannt, auf Nachfrage haben wir keine Information bekommen. Angeblich könnten ab Mai erste Verfahren durch sein.
  • Vier neue MitarbeiterInnen kümmern sich im Rathaus Wahren nun zusätzliche um die von fehlenden Plätzen betroffenen Eltern. Laut Aussage des Jugendamts sind das vorrangig gut ausgebildete SozialpädagogInnen. Regelmäßig (jeweils die 6-8 Wochen vor angestrebtem Betreuungsbeginn) würden die Bedarfslisten gecheckt und die Eltern angerufen, um zu erfragen, ob noch Platzbedarf besteht. Wenn ihr also Bedarf ab 01.08. angegeben habt, dann müsstet ihr ab Juni Anrufe bekommen.
  • Wir haben u.a. angeregt, den Eltern eine übersichtliche Liste mit allen Leipziger Kitas inkl. Ansprechpartnern auszuhändigen. (Christian Opitz war derweil schon schneller und hat eine digitale Übersicht sowie Karte mit allen Leipziger Kitas erstellt: Link zur Liste aller Kitas, Übersichts-Karte. Diese Liste könnt ihr für eure Recherchen und Anfragen nutzen!)

Neues Formular für die Bedarfsanmeldung

Die Stadt hat den Vordruck für die Bedarfsanmeldung. Es gilt nun nicht mehr nur für U3-Kindern, sondern allgemein als Bedarfsmeldung. Link zum PDF-Formular: https://www.meinkitaplatz-leipzig.de/Bedarfsanmeldung_Kitaplatz.pdf

Bedarfsanmeldung für Familien, die nach Leipzig ziehen werden

Zuzügler können einen Ticketantrag stellen: https://www.meinkitaplatz-leipzig.de/WFDownload.aspx und erhalten so Zugang zum Reservierungssystem.

FDP-Antrag: Soforthilfe für Eltern ohne Kitaplatz
(Direkt-Link zum Antrag)

Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion Isabel Siebert hat einen Antrag zur Einrichtung eines Soforthilfeprogramms für Eltern ohne Kitaplatz vorgelegt, das vorerst bis September 2015 gelten soll.

Der Antrag enthält unter Anderem folgende Punkte:

  • Leitfaden zum aktiv unterstützenden Umgang betroffener Eltern  für alle Jugendamtsmitarbeiter, die mit der Vermittlung von Kitaplätzen befasst sind
  • eine Informationsschrift mit allen rechtlichen, finanziellen und praktischen Hinweisen für Eltern, die auf alternative Betreuungsangebote angewiesen sind
  • zügige, unaufgeforderte und umfassende schriftliche und rechtssichere Auskunft aller Eltern über Ihre Aussichten auf einen Kitaplatz sowie über qualifizierte Betreuungsalternativen, wenn sie ihren Betreuungsbedarf gegenüber dem Jugendamt melden
  • standardisiertes und auch für einkommensschwache Haushalte zumutbares Verfahren zur Kostenerstattung für alternative Betreuungsmöglichkeiten
  • Einrichtung einer Schiedsstelle ein, an die sich Eltern wenden können, wenn Sie der begründeten Auffassung sind, durch die Stadt Leipzig bei der Suche nach einem Betreuungsplatz nicht korrekt behandelt, unterstützt oder beraten worden zu sein. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind gegenüber der Schiedsstelle vollumfänglich zur Auskunft verpflichtet. Darüber hinaus erhält die Schiedsstelle Rederecht im Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule sowie im Jugendhilfeausschuss.
  • TAGESPFLEGE:
    • Öffnung der Tagespflege für Kinder ab 3
    • kurzfristiges Qualifizierungsprogramm für Tagespflegepersonen
    • Nutzung des Mittelstandsförderprogrammes für Existenzgründungen im Bereich der Kindertagespflege
    • Beschleunigung der Zulassung von Tagespflegepersonen
  • Prüfung, ob in den Umlandgemeinden freie Betreuungsplätze für Leipziger Kinder genutzt werden können, sofern die Eltern des betreffenden Kindes dazu bereit sind. 
  • Bis September „Bericht zur Situation im Bereich Kinderbetreuung“ in jeder Stadtratssitzung aufgenommen. Hierbei berichtet der Oberbürgermeister oder ein von ihm Beauftragter Bürgermeister über den aktuellen Sachstand. Die Schiedsstelle erhält für diesen Tagesordnungspunkt Rederecht im Stadtrat.

In zwei Lesungen wird über den Antrag im Jugendhilfeausschuss beraten. Zunächst wird der Antrag eingebracht, anschließend formuliert die Verwaltung ihren Standpunkt dazu. Nach einer anschließenden Beratung soll es eine Beschlussempfehlung seitens des Jugendhilfeausschusses für den Stadtrat geben. Dieser soll möglichst in der Stadtratssitzung am 18.06. über das Soforthilfeprogramm abstimmen.

Die andere Parteien wurden eingeladen, sich an den Beratungen zu beteiligen: “Unser gemeinsames Ziel muss es sein, den betroffenen Familien zu helfen und nicht politische Grabenkämpfe auszutragen.”  (fdp-fraktion-leipzig.de, 29.04.2014, Link)

Wir begrüßen den Vorstoß der FDP-Fraktion, stehen allerdings insbesondere den Forderungen im Bereich der Tagespflege kritisch gegenüber. Bei allen Problemen, die der Platzmangel mit sich bringt darf die Qualität nicht vergessen werden! Wir befürchten, dass die Vereinfachungsverfahren eine Verminderung der Qualität in der Tagespflege zur Folge haben könnte. Davon abgesehen wollen viele Eltern ihre Kinder nicht über das 3. Lebensjahr hinaus in der Tagespflege betreuen lassen, da sie die altersgerechte Betreuung nicht mehr gegeben sehen. Auch für Tagespflegepersonen ist die längere Betreuung von Dreijährigen schwierig zu koordinieren. Neue jüngere Kinder wurden dann meist bereits aufgenommen oder Verträge vereinbart.

Wir finden es schade, dass die Elternschaft in Überlegungen zur Soforthilfe betroffener Eltern nicht mit einbezogen wurde.

Schlechtere Betreuung ab Krippen-Betreuungsschlüssel 1:4 

Keine neue Erkenntnis: Wenn eine pädagogische Fachkraft mehr als 3 Kinder unter 3 Jahren betreuen muss, leidet die Betreuungsqualität und letztendlich das Kind (wz-newsline.de, 16.04.2014, Link). Sachsen hat mit einem Betreuungsschlüssel von 1:6 im Krippenbereich und 1:13 im Kindergartenbereich einen der schlechtesten Personalschlüssel bundesweit. Davon abgesehen sind Urlaubs- und Ausfallzeiten durch Krankheit im klassischen Personalschlüssel nicht mit eingerechnet, was im Kita-Alltag immer wieder zu Problemen führt. Richtiger und wichtig wäre ein Personalschlüssel in Form der Fachkraft-Kind-Relation (zum Begriff siehe http://www.gew.de/Personalschluessel_und_Fachkraft-Kind-Relation_in_Kitas.html)

Wir halten die Aussage zum Personalschlüssel seitens der CDU-Landesregierung uns gegenüber für absurd, den Kommunen stünde es schon heute frei, mehr Personal einzustellen und den Schlüssel so zu verbessern – nachzulesen in unserem Interview aus dem vergangenen Jahr 2013 mit der CDU Sachsen, vertreten durch Rolf Seidel (Mitglied des Landtags, CDU-Fraktion. Die Kommunen würden das ablehnen, aufgrund der höheren Kosten, die damit verbunden wären. Tja nun, das könnte unter anderem aber auch daran liegen, dass die Kommunen mit den ständig steigenden Betriebskosten einen Riesenbatzen an Kosten tragen müssen. Das Land hat seine Bezuschussung der Betriebskosten seit 2005 nicht angehoben, obwohl diese stetig steigen! Davon abgesehen: Welchen Sinn haben gesetzlich festgelegte Richtwerte und Mindestgrößen, wenn sie in keiner Weise auf wissenschaftlich gesichertem Erkenntnissen beruhen?

Wir fordern nach wie vor eine deutliche Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation in sächsischen Kitas sowie bezahlte Vor- und Nachbereitungszeiten für das pädagogisch Personal!

Kita-Untersuchung nur bei jedem 2. Leipziger Kita-Kind

Obwohl die Durchführung von Kita-Untersuchungen bei Kindern im 4. Lebensjahr laut §7 (2) SächsKitaG für die Kommune verpflichtend ist, wird aktuell nur noch bei jedem zweiten Dreijährigen die Kita-Untersuchung vorgenommen. Die Zahl der untersuchten Kindergartenkinder sank zwischen 2010 von 82,6 % auf lediglich noch 51,4 % im Jahr 2012! Fehlentwicklungen in sprachlichen und motorischen Bereichen können so nicht mehr frühzeitig erkannt und behandelt werden. Grund?  Zu wenig Personal im Gesundheitsamt. Nur 11 Ärzte sind im Gesundheitsamt für die Kindergartenuntersuchungen zuständig und die konzentrieren sich vorrangig auf die ebenfalls obligatorische Schuleingangsuntersuchung. Hier werden dann häufiger Probleme sichtbar, die in den Vorjahren unentdeckt geblieben sind. Ab Januar 2015 sollen im Gesundheitsamt zwei zusätzliche Ärzte eingestellt werden. (l-iz.de, 14.04.2014, Link)

Weitere Kita-Nachrichten:

  • Leipziger Umweltbund Ökolöwe und Grüne fordern Tempo 30 vor Kitas und Schulen, Stadrat stimmt zu (lvz-online.de, 02.04.2014, Link)
  • Grundsteinlegung 1: Die Kita im Süden Leipzigs „Kinderhaus am Agrapark“ wird erweitert. Zum Ende des Jahres sollen in der Kita in der Bornaischen Straße 165 Plätze zur Verfügung stehen, 45 davon im Krippenbereich. Ab Juli können Eltern ihre Kinder anmelden. Träger ist die Stadt Leipzig, Anmeldung von daher über das Jugendamt. (leipzig.de, 07.04.2014, Link) Weitere Informationen findet ihr im Steckbrief zur Kita „Kinderhaus am Agrapark“
  • Grundsteinlegung 2: In der Gohliser Straße 5 wurde der Grundstein für eine neue integrative, barrierefreie Kita der Stadt Leipzig gelegt. 165 Plätze, davon 45 Krippenplätze sollen hier entstehen. Fertigstellung zum Ende des Jahres ist geplant, allerdings war der Baustart auch für Mitte Februar angedacht. Weitere Informationen findet ihr im Steckbrief zur Kita Gohliser Straße 5.
  • Spatenstich: In Gohlis (Fleißnerstraße 2) begann der Bau einer neuen Caritas-Kita. Ab dem Frühjahr 2015 sollen hier 104 Kinder, davon 30 im Krippenbereich, betreut werden. Mit der Nähe zur Pfarrei St. Georg wird die Kita eher katholisch geprägt sein. (leipzig.de, 25.04.14, Link) Weitere Informationen findet ihr im Steckbrief zur Kita Fleißnerstraße 2.
  • DRK-Kita „Dr. Bärchen“ (Friedrichshafner Straße) wurde als Leipziger Kinder- und Familienzentrum ausgezeichnet. Ziel ist es, die Eltern intensiver einzubeziehen und zu unterstützen. Es gibt ein Eltern Café, einem Fabel-Kurs, Bastel- und Spielenachmittage und auch Informationsveranstaltungen sowie psychosoziale Beratung und Bildungsberatung. (drk-leipzig.de, 26.04.2014, Link)
  • Anzeichen von Depressivität bei Leipziger Kita-Kindern. Rollenspiele-Kurztherapie kann helfen. (lvz-online.de, 25.04.2014, Link)
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