Archiv der Kategorie: Entwicklungen

Grundlagenpapier des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“

Ausgangslage

Weil Kinder Zeit brauchen, stehen diese im Mittelpunkt unseres Bündnisses.

Der Freistaat Sachsen verfügt über ein flächendeckendes System der Kindertagesbetreuung (Krippe, Kindergarten, Hort und Kindertagespflege) und einen gesetzlich geregelten Rechtsanspruch für alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt auf einen Betreuungsplatz. Die Grundlagen für frühkindliche Bildung sind im sächsischen Bildungsplan gesetzlich verankert. Die Veränderungen in der Gesellschaft und damit einhergehend die Erwartungen der Eltern an die Qualität der frühkindlichen Bildung sind enorm und wachsen stetig. Daraus resultieren die gestiegenen Anforderungen an die Kindertagesbetreuung für alle. Inklusion, Integration, zunehmende Armut oder eine gestiegene Zahl an Kindern in besonderen Lebens- und Lernsituationen, die sich z.B. in Sprachentwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten ausdrücken können, nehmen dabei eine besondere Bedeutung ein. Die Rahmenbedingungen der Arbeit in den Kindertageseinrichtungen so zu gestalten, dass ausreichend Zeit und Raum für die Umsetzung dieser Qualitätsansprüche bleibt, ist die Verantwortung der Politik. Die hohe Betreuungsquote von Kindern in sächsischen Kindertagesstätten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich trotz der vorgenommenen Änderungen am Personalschlüssel, keine ausreichenden Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen der Arbeit in den Kindertageseinrichtungen ergeben haben.

Das Bündnis ist

– ein freiwilliger Zusammenschluss für alle, die gemeinsam dafür sorgen wollen, dass frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung in Sachsen gelingt.

– eine Austausch-, Informations- und Aktionsplattform aller Akteure in Sachsen, die die Zusammenarbeit zwischen den Kindertageseinrichtungen verschiedenster Trägerformen, der Kindertagespflege, Eltern, den Trägerverbänden, dem Freistaat Sachsen, den kommunalen Spitzenverbänden, der Wissenschaft und anderen Unterstützern zur konstruktiven Umsetzung des sächsischen Bildungsplanes fördert.

Die Eigenständigkeit der Bündnismitglieder bleibt unberührt.

Ziele des Bündnisses

Es sind kurz-, mittel- und langfristige Strategien zur Unterstützung nachfolgender Schwerpunkte zu entwickeln, die für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung in Sachsen erforderlich sind:

– Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation,
– Anerkennung der mittelbaren pädagogischen Arbeit,
– Anrechnung von Ausfallzeiten (z.B. Praxisanleitung, (berufsbegleitende) Ausbildung, Fortbildung, Krankheit, Urlaub) auf den Personalschlüssel,
– Freistellung für Leitungsaufgaben,
– Strategie zur Gewinnung, Bindung und Qualifizierung von Fachkräften

Handlungsstrategien

– Begleitung und Durchführung landesweiter Aktions- und Fachtage, Fachgespräche und Diskussionsforen
– Dialog mit Eltern, den kommunalen Spitzenverbänden, den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege, Parteien, Ausschüssen des Landtags und den zuständigen Ministerien
– Informations- und Öffentlichkeitsarbeit bezogen auf aktuelle Themen der Kindertagesbetreuung
– Netzwerkarbeit

Arbeitsweise

Zur Umsetzung der Handlungsstrategien finden regelmäßige Treffen statt. Auf diesen Treffen werden alle Angelegenheiten des Bündnisses mit einfacher Mehrheit der Anwesenden entschieden. Jeder Bündnispartner hat eine Stimme. Die Ergebnisse werden in Protokollen festgehalten. Zur Erfüllung der Aufgaben des Bündnisses wird ein Sprecher*innenrat gebildet. Dem Sprecher*innenrat gehören mindestens drei und höchstens sieben Vertreter*innen des Bündnisses an. Im rotierenden Prinzip werden diese für jeweils zwei Jahre gewählt.

Die Aufgaben des Sprecher*innenrates sind:
– Koordination der Einladungen, Protokolle usw.
– Erarbeitung von Entwürfen für Aktionen des Bündnisses
– Vertretung des Bündnisses gegenüber Politik, Verwaltung und Medien

Das Grundlagenpapier wurde durch die Gründungspartner*innen des Bündnisses am 31.08.2017 beschlossen und in Kraft gesetzt.

Gründungsmitglieder und Erstunterzeichner*innen des Bündnisses sind: AWO KG Zwickau e.V., Leipziger Kita Initiative, Paritätischer Landesverband Sachsen, Stadtelternrat Dresden, Stadtelternrat Limbach-Oberfrohna, Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen, Sächsischer Erzieherverband, Kreisverband der Volkssolidarität Meißen, Omse e.V., verdi Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, GEW – Landesverband Sachsen, AWO Chemnitz und Umgebung e.V., Ute Ulrichsohn.

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1170 fehlende Kinderbetreuungsplätze in Leipzig

Die Leipziger Volkszeitung berichtete am 08.03. von (bekannten) Problemen bzgl. der Kinderbetreuung in Leipzig:

„Laut Internet-Elternportal Kivan seien derzeit 1170 Leipziger Kinder ohne Betreuungsplatz, so Fabian. In 7 von 10 Leipziger Stadtbezirken gebe es aktuell Engpässe, schilderte er. Nur der Norden der Stadt ist davon ausgenommen. Gleichzeitig hält der Sozialbürgermeister die Zahl der geschaffenen Kita-Plätze für ausreichend, um den Rechtsanspruch der Eltern auf einen Kitaplatz für den Nachwuchs zu sichern.

So gebe es 7913 Krippenplätze, 21.213 Kindergartenplätze und 3301 Betreuungsplätze in der Kindertagespflege.“

Außerdem lasse das Interesse privater Investoren derzeit nach und es fehlte an geeigneten Grundstücken, so Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) am Mittwoch im Stadtrat laut LVZ.

Wir gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl des Mangels an Kita-Plätzen noch darüber liegt, wenn man Zuzügler hinzurechnet, die sich jetzt noch nicht gemeldet haben, Familien einbezieht, die länger mit ihren Kindern Zuhause bleiben, weil sie Wahlfreiheit beim Betreuungsplatz vermissen oder die Suche schlicht aufgegeben haben sowie Eltern, die notgedrungen einen Tagespflegeplatz in Anspruch nehmen, obwohl sie ihre Kinder in einer Kindertagesstätte in Leipzig betreuen lassen möchten.

Erschwerend hinzu kommt das Problem, dass es an pädagogischen Fachkräften fehlt. (Auch hierzu berichtete die LVZ, am 10.03.) Ein komplexes Problem, das nicht zuletzt mit den schlechten Arbeitsbedingungen zusammenhängt: Schlechte Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher, schlechte Personalschlüssel, dadurch hohe Krankheitsraten und frühes Ausscheiden aus dem Beruf, fehlende Vor- und Nachbereitungszeiten und zunehmend steigende Anforderungen wie etwa Dokumentation der Entwicklung der betreuten Kinder. Wie das gehen soll, wenn eine Erzieherin 18 Kinder zu betreuen hat, bleibt fraglich.

Wir planen, das Thema Betreuungsschlüssel (bzw. Fachkraft-Kind-Relation) für die Landtagswahl 2019 öffentlichkeitswirksam anzugehen, damit hier endlich eine deutliche Verbesserung herbeigeführt wird. Wir werden hierzu zeitnah Informationen und Termine für Treffen herumschicken und hoffen auf rege Beteiligung von Eltern, pädagogischen Fachkräften und auch Kita-Leiter_innen. Die Gewerkschaften streiten indes kontinuierlich für eine bessere Bezahlung.

In Leipzig bleibt zudem nach wie vor auch die Vergabe von Kita-Plätzen problematisch, da nicht alle Kitas gleichermaßen das Kita-Portal KIVAN nutzen, keine Rückmeldungen gegeben werden, wodurch Familien doch einzelne Einrichtungen kontaktieren und vielfach Plätze reservieren – wenn sie dazu überhaupt eine Chance erhalten. Auch Zuzügler und Familien mit Kindern, deren Betreuung ab Jahresbeginn bzw. bis Sommer beginnen soll, haben nach wie vor große Probleme, überhaupt einen Betreuungsplatz in Leipzig zu finden.

Wir bleiben dran!

Verbesserter Betreuungschlüssel? Pro Tag nur 3 Min. mehr individuelle Betreuungszeit!

Vertreterinnen der sachsenweiten Initiative „Weil Kinder Zeit brauchen“ zur Verbesserung des Personalschlüssels in sächsischen Kitas trafen sich Ende September mit einem Bornaer CDU- und Landtagsmitglied und sprachen mit ihm über den neuen Betreuungsschlüssel von 1:12, der in Sachsen für Erzieher_innen im Kindergartenbereich seit dem 01.09.2016 gilt.

Was bedeutet das? Welche Auswirkungen hat der neue Schlüssel für die Kinderbetreuung in der Kita?

Ausgehend von den angemeldeten Kindergartenkindern in den Kitas der Volkssolidarität Kreisverband Borna e.V. hatten unsere Vertreter die zeitlichen Auswirkungen pro Kind und das insgesamte „Mehr“ an Betreuungspersonal gegenüber dem alten Personalschlüssel errechnet. Ergebnis: pro Tag hat ein 9-Stunden-Kindergartenkind 3 min und 4,8 sek mehr individuelle Betreuungszeit als im September 2014.

Das heißt, der neue Betreuungsschlüssel bringt weder Erziehern noch Kindern mehr Qualität und Quantität in der pädagogischen Arbeit. In keiner unserer Kitas konnte mehr Personal zur Entlastung der pädagogischen Fachkräfte eingestellt werden. 

Hier offenbart sich die ganze Absurdität der „schrittweisen Verbesserung“ des Personalschlüssels! Der Gesprächspartner verweist zum einen auf den „finanziellen Kraftakt“, den Sachsen für die Verbesserung des Schlüssels aufzubringen habe sowie auf die SPD, die diese Schlüsselverbesserung 2014 zur Bedingung für eine Koalition gemacht hatte und auf die Kommunen, wie auch die CDU es bereits in unseren Interviews zur Kita-Krise 2013 getan hatte,  denn es stünde Kommunen und Kitas schließlich frei, mehr Personal einzustellen, das sächsische Kita-Gesetz gebe lediglich Mindestanforderungen vor.

Außerdem wird einmal mehr ignoriert, dass sowohl Kommunen als auch Träger, geschweige denn einzelne Kitas allein dies einfach und frei umsetzen können. Kommunen finanzieren Personal lediglich entsprechend der Mindestforderungen des Kita-Gesetzes. Freie Träger arbeiten finanziell stets am Limit und sind chronisch unterfinanziert, was nicht zuletzt daran liegt, dass der Betriebskostenzuschuss des Landes Sachsen nicht entsprechend der tatsächlichen Steigerung angehoben wird. Es ist schlicht nicht möglich, einfach mehr Personal einzustellen, weil das Geld dafür fehlt.

Auch der Verweis auf die SPD, die immerhin auf die Verbesserung des Schlüssels bestanden habe und der Zusatz „Er sieht heute die Zweifel der CDU bestätigt. Nur schrittweise können wirksame Veränderungen im Kita-Bereich erzielt werden“ wirkt in dem Zusammenhang merkwürdig. Eine Verbesserung der Betreuungsschlüssel war Wahlkampfthema und die SPD hat im Zuge dessen versprochen, dass sich etwas ändert. Immerhin wurde das „heiße Eisen“ tatsächlich angetastet. Jedoch sind die Veränderungen ein Witz, wie die Berechnungen von „Weil Kinder Zeit brauchen“ deutlich zeigen. Wir sagen ganz klar: So kommen wir nicht weiter und diese Tippel-Tappel-Schritte sind zu klein, bei allem Verständnis für Finanzierungs-Kraftakte. (Wenn man sich indes genau anschaut, wofür in Sachsen durchaus Geld im Haushalt bereitgestellt wird, etwa 140.000 Euro für die Öffentlichkeitsarbeit des Wirtschaftsministeriums, relativiert sich diese Aussage durchaus ein wenig. Das stellt die Initiative „Die bessere Kita„plakativ auf ihrer Facebookseite dar.)

Eine Petition zur Verbesserung des Schlüssel wurde kürzlich wieder ins Leben gerufen: Open Petition: Bildung von Anfang an – Betreuungsschlüssel in Kitas verbessern. Die Vielzahl der Graswurzelinitiativen, die Berichte über die Zustände in den Kitas und nicht zuletzt auch das Engagement der Liga der freien Wohlfahrtpflege Sachsen zeigen, dass es sich beim Betreuungsschlüssel um ein Thema handelt, dass nicht durch den im Koalitionsvertrag beschlossenen Minimalkonsens zu den Akten gelegt werden darf! Sachsen ist im bundesweiten Vergleich nach wie vor im hinteren Bereich in Sachen Betreuungsqualität angesiedelt. Wir und andere Initiativen geben nicht auf, den Finger immer wieder in die Wunde zu legen!

Zum allgemeinen Verständnis des Personalschlüssels:

In § 12/1 des Sächsischen Kitagesetzes heißt es: „ Kindertageseinrichtungen müssen über eine ausreichende Anzahl pädagogischer Fachkräfte für die Leitung und die Arbeit mit den Kindern verfügen. Die Arbeit der Fachkräfte kann durch weitere geeignete Mitarbeiter sowie durch Eltern unterstützt werden.“ Und weiter in Abs. 2: „Es gelten in der Regel folgende Personalschlüssel: Kinderkrippe: eine vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft für 5 Kinder, Kindergarten: eine vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft für 12 Kinder“.

Wichtig für das Verständnis des Personalschlüssels ist: 

1. Der Betreuungsschlüssel ist keine Sache der Stadt/Gemeinde ist, in der ihr lebt und auch nicht des Trägers eurer Kita oder der Kita bzw. der Kita-Leitung! Festgesetzt wird dieser Schlüssel auf Landesebene, sprich: im sächsischen Landtag durch die regierenden Parteien. Ihr entscheidet also vor allem durch euren Wahlzettel, ob sich hieran etwas ändert. (Für deutlich bessere Schlüssel setzen sich nicht-konservative Parteien wie die Grünen, die Linke, die SPD oder auch die FDP seit jeher ein.)

2. Es handelt sich um einen Personalsschlüssel, nicht um einen Gruppenschlüssel. Ein Schlüssel von 1:12 bedeutet nicht, dass eine Erzieherin maximal 12 Kinder betreuen darf. Der entscheidende Punkt hierbei ist die Formulierung „eine vollbeschäftigte Fachkraft“. Das Problem: Viele Erzieherinnen und Erzieher haben lediglich Teilzeitstellen. Berechnet wird (vereinfach gesagt) die Gesamtanzahl der Kinder bzw. deren sehr unterschiedliche Betreuungsstunden durch die Gesamtanzahl der (theoretischen) Vollzeit (nach Gesamt-Arbeitsstunden) . In der Kernbetreuungszeit (meist zwischen 9 und 15 Uhr)  sind Gruppengrößen in Sachsen von 18 Kindern, die von einer Fachkraft betreut werden, durchaus normal und nach Aussage des Leipziger Jugendamts auch vollkommen im rechtlichen Rahmen. Hinzu kommen die Urlaubs- und Krankentage der Fachkräfte, die die Situation – gerade in den Herbst- und Wintermonaten – zusätzlich verschärfen! Bei einer zusätzlichen Betreuungszeit von 3 Minuten pro Kind und Fachkraft ändert sich hieran kaum etwas.

Neuigkeiten zur Kinderbetreuung in Leipzig (August 2016)

Liebe Eltern und Interessierte,

da die Stadt Leipzig am vergangenen Mittwoch die Kitaplatz-Bedarfsplanung für die kommenden Jahre veröffentlicht hat, gibt es in den letzten Tagen einige Neuigkeiten rund um das Thema Kita, die wir euch hiermit übermitteln:

http://www.leipzig.de/news/news/kita-bedarfsplanung-bedarf-an-betreuungsplaetzen-steigt-weiter-1/

  • Für 2016/17 werden schätzungsweise 4.332 Plätze mehr benötigt als 2015/16.
  • Es werden  850 Plätze für Kinder unter drei Jahren und 2.137 Plätze für Kindergartenkinder zusätzlich benötigt.
  • Die Stadt Leipzig rechnet für das Schuljahr 2016/17 insgesamt mit 32.427 Plätzen, die für Kinder bis zum Schuleintritt benötigt werden.

http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/15-neue-Kindertagesstaetten-sind-in-Leipzig-fuer-2017-geplant-weitere-31-Kitas-in-Arbeit

  • Momentan laufen 13 Baumaßnahmen, davon sieben Neubauten.
  • 2017 sollen insgesamt 15 zusätzliche Kitas entstehen (1831 Plätze).
  • 31 Baumaßnahmen sollen ab 2018 realisiert werden.
  • 2016 seien bereits 778 Plätze in acht neuen Kitas in Betrieb genommen worden, bis Jahresende sollen weitere 343 Plätze hinzukommen (insgesamt 1121 Plätze)
  • In diesem Jahr leben 22.402 Drei- bis Siebenjährige in Leipzig, 2025 sollen es dann 29.661 sein. Unter Dreijährige gibt es 12.807, in neun Jahren sollen es laut Prognose 15.822 sein.
  • Die Stadt geht von einer Bedarfsquote von 93,2 Prozent für Kinder ab drei Jahre bis zum Schuleintritt aus. Für die Ein- bis Dreijährigen sind es 82,9 Prozent. Einschließlich Hort stehen in Leipzig im nächsten Jahr insgesamt 50922 Plätze bereit, derzeit sind es etwa 46590.
  • Die Elternbeiträge werden im kommenden Jahr voraussichtlich erneut angehoben.

http://mephisto976.de/news/hoher-bedarf-kita-plaetzen-56928

  • Bis 2030 werden weitere 40 Kitas benötigt.
  • Ob der Bedarf an Personal gedeckt werden kann, ist nicht sicher. 

http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Kinderbetreuung-in-Leipzig-Bedarf-auf-mehr-als-50.000-Plaetze-gestiegen

  • Im Schuljahr 2016/2017 gibt es laut Kommune erstmals seit Jahren wieder einen Bedarf von mehr als 50.000 Plätzen.
  • Im vergangenen Jahr konnten 20 neue oder erweiterte Kindertagestätten eröffnet werden, bis zum Ende dieses Jahr sollen es noch zwölf zusätzliche sein. Für die Planungen bis zum Sommer 2017 stehen laut Stadtverwaltung dann noch acht weitere Neubauten auf dem Programm.

 

Stand des Kita-Ausbaus 06/2016

Liebe Leipziger Eltern und Interessierte,

Wir haben uns den aktuellen Stand des Betreuungsplatzausbaus in Leipzig für euch angeschaut. Ende des vergangenen Jahres 2015 erklärte die Stadt, dass 2016 12 Kita-Neu- und Erweiterungsbauten geplant sind – insgesamt 1.173 zusätzliche Plätze. (Die geplanten Einrichtungen 2016 haben wir hier für euch zusammengetragen.)

Im Juni 2016 finden sich 17 Projekte auf der Liste. Davon sind einige Kita-Vorhaben aus den Vorjahren in das laufende Jahr gerutscht.

Von den 17 Projekten sind 8 Projekte Erweiterungen, Ersatzneubauten oder Sanierungen. Für 2 Projekte (Erich-Zeigner-Allee 64 und Bayerischer Bahnhof) gibt es keine konkreten Informationen, weshalb wir davon ausgehen, dass diese Projekte 2016 nicht mehr realisiert werden.

Damit bleiben 6 tatsächlich neue, also zusätzliche Kindertagesstätten, die 2016 in Leipzig entstehen sollen. Diese sind namentlich:

  1. Kita Gustav-Freytag-Straße 31 (Connewitz), eröffnet am 08.06.
  2. Kita Gustav-Freytag-Straße 33a (Connewitz), eröffnet am 08.06.
  3. Kita Arndstraße 46 (Leipzig-Süd), Eröffnung geplant 30.06.
  4. Kita Elsterstraße 2 (Leipzig-Mitte), Eröffnung geplant 01.08.
  5. Kita Wurzener Straße 24-30 (Leipzig-Ost), Eröffnung geplant 17.08.
  6. Kita Demmeringstraße 83 (Lindenau), Eröffnung geplant 10/2016

Keine der hier aufgezählten Kitas ist eine Kindertagesstätte der Stadt Leipzig. Wenn ihr euch also in diesen neuen Kitas um einen Platz bemühen wollt, müsst ihr die Träger kontaktieren bzw. diese Kitas als Wunscheinrichtung im Elternportal angeben. Die Stadt Leipzig, also auch das Rathaus Wahren, kann euch zu freien Plätzen in diesen Kitas keine Auskunft geben, da diese nur die Plätze in den eigenen, sprich in den städtischen Kitas verwalten und vergeben. Nur im „Notfall“, etwa bei Androhung eines gerichtlichen Verfahrens, Kindeswohlgefährdung o.ä., wird das Jugendamt Kitas freier Träger kontaktieren, freie Plätze erfragen oder um die Aufnahme eines bestimmten Kindes bitten.

Von den 6 Kita-Neubauten wurden bisher die beiden Connewitzer Einrichtungen des Berufsbildungswerks eröffnet. Davon abgesehen wurden 3 Ersatzneubauten bzw. Erweiterungen realisiert. (Siehe auch: Kita-Eröffnungen 2016)

Es gibt nach wir vor Probleme bei der Betreuungsplatzsuche

Uns erreichen aktuell wieder mehr Nachrichten von Eltern, die sowohl Probleme haben, im Krippenbereich einen Betreuungsplatz zu finden als auch eine Anschlussbetreuung nach der Tagespflege für 3-jährige Kinder. Insbesondere Familien mit Kindern, die nicht zum neuen Schuljahr 1 oder 3 Jahre alt werden, gewünschter bzw. logischer Betreuungsbeginn also im Zeitraum August/September wäre, haben unverändert Probleme einen Betreuungsplatz in Leipzig zu finden. Die unterjährige Platzvergabe ist also nach wie vor eine Baustelle, derer sich die Stadt Leipzig in Zusammenarbeit mit den freien Trägern und Kita-Leitungen dringend annehmen muss. Die unterjährige Vergabe ist den Verantwortlichen als Problem durchaus bewusst, wurde bei den Runden Tischen zum Thema Kinderbetreuung stets thematisiert. Ernsthafte Lösungen für das Problem werden aber nicht vorgebracht. Vielmehr verlässt man sich darauf, dass sich das schon „hinschuckelt“, wenn erst einmal genügend Betreuungsplätze für alle da sind. Davon gehen wir nicht aus. Hier müssen konkrete Lösungen erarbeitet werden. Es ist absurd, dass Familien bei der Nachwuchsplanung in Leipzig theoretisch den Schuljahresbeginn mit einbeziehen sollten. Eltern von jungen Kinder im Krippenalter empfehlen wir nach wie vor, eine liebevolle Tagespflege zu suchen. (Tipps für die Suche nach der passenden Tagespflege haben wir hier zusammengestellt, die Träger der Tagespflege findet ihr hier.)

Wir brauchen euer Feedback!

Wir haben den Eindruck, dass das überarbeitete Elternportal mit der Angabe von 5 Wunscheinrichtungen nicht wirklich zufriedenstellend funktioniert. Meldet euch bei uns! (Ihr erreicht uns via Mail: leipziger.kitainitiative@gmail.com oder via Facebook.)

  1. Was sind eure Erfahrungen mit dem neuen Portal?
  2. Könnt ihr problemlos eure Wunscheinrichtungen angeben?
  3. Bekommt ihr dann tatsächlich eine Rückmeldung von den Kitas? (Ablehnung/Annahme?)
  4. Wie zeitnah bekommt ihr die Rückmeldung? Wie lange wartet ihr?
  5. Gebt ihr dann andere Einrichtungen an, wenn ihr abgelehnt wurdet?
  6. Kommt ihr mit den Kitas noch ins Gespräch? Wie informiert ihr euch über Konzepte? Fühlt ihr euch ausreichend informiert und in eurer Wunsch- und Wahlfreiheit berücksichtigt?
  7. Habt ihr einen Betreuungsplatz allein über das Elternportal bekommen?

Übermittelt uns bitte außerdem, wenn ihr Insider-Informationen zu den geplanten Kitas habt: Verschobene Eröffnungstermine, Stand von Projekten usw., damit wir diese allen Eltern zugänglich machen können.

Ansonsten bleibt in Leipzig wohl nach wie vor nur zu sagen:
Viel Glück bei der Betreuungsplatzsuche!

Eure Leipziger Kita-Initiative

Und der letzte Platz in der Kategorie „Betreuungsqualität“ geht an: Sachsen!

Gestern wurden die Ergebnisse einer Bertelsmann-Studie zur frühkindlichen Betreuungsqualität veröffentlicht und es wird klar: Sachsen ist von den Empfehlungen für kindgerechte Betreuungsverhältnisse weit entfernt!

„Auf eine vollzeitbeschäftigte Kita-Fachkraft kommen in Sachsen durchschnittlich 6,5 ganztags betreute Krippen- oder 13,6 Kindergartenkinder. Damit bieten die sächsischen Kitas den unter Dreijährigen die bundesweit ungünstigsten und den Kindern ab drei Jahren die bundesweit zweitungünstigsten Betreuungsverhältnisse.

  • Andere Länder (wie Sachsen-Anhalt) haben ihre Betreuungsschlüssel deutlich verbessert.
  • Den Kommunen, die den Bereich Kita finanzieren müssen, fehlt es an Geld. Sachsen spart hier an der falschen Stelle!
  • Es fehlt an frühpädagogischen Fachkräften, mit dem Kita-Ausbau zunehmend. Woher sollen die in Zukunft kommen? Der Beruf ist nach wie vor zu unattraktiv! Erzieherinnen in den Leipziger Kitas sind wütend, weil die miserable Personalausstattung zu ungeregelten Pausenzeiten, Überlastungen und zu wachsender Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen führt.

„In kaum einem Bundesland ist derzeit klar geregelt, wie viel Arbeitszeit für Aufgaben neben der eigentlichen pädagogischen Arbeit mit den Kindern reserviert ist. Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung machen in der Praxis mindestens ein Viertel der Aufgaben einer Erzieherin aus. Während Vollzeitkräfte hierfür in der Regel ausreichend Zeit einplanen können, geraten die Teilzeitkräfte unter Druck. Immerhin 41 Prozent des Kita-Personals arbeitet weniger als 32 Stunden wöchentlich. Deren Arbeitszeit wird in den Kitas häufig komplett für die eigentliche Kinderbetreuung eingeplant, trotzdem warten die anderen Aufgaben auf Erledigung.“

All die Klagen der Eltern und der pädagogischen Fachkräfte, das Diskutieren, die Petitionen, Demonstrationen und die Hoffnungen auf den neuen Koalitionsvertrag führten letztendlich nur zu minimalen Verbesserungen am Betreuungsschlüssel. Vielleicht musste erst wieder eine Vergleichsstudie erscheinen – PISA-analog – und Sachsen offiziell bescheinigen, dass „wir“ durch diese Spar-Politik auf dem letzten Platz aller Bundesländer in Sachen Betreuungsqualität landen, damit der Wettbewerbsgeist der Entscheider in ausreichendem Maße angestachelt wird, um tatsächlich etwas zu verändern? Die Eltern und Arbeiter_innen können ruhig heulen und klagen, damit kommt das Land zurecht. Aber Letzter im Bundesvergleich sein? Das will man sich dann vielleicht doch nicht gefallen lassen. Traurig ist bzw. wäre das für alle Engagierten hinsichtlich des Sinns von Partizipation. Aber wenn das dazu führt, dass sich endlich etwas Entscheidendes bewegt in der sächsischen Betreuungslandschaft, dann wäre wenigstens etwas gewonnen.

(Quelle der Studiendaten: http://www.l-iz.de/bildung/leipzig-bildet/2015/08/das-saechsische-zoegern-faellt-bei-der-kita-erziehung-bundesweit-auf-103954)

Verbessertes Kita-Portal ab heute

Seit heute – Mittwoch, 01.07.2015 – ist die überarbeitete Version des Kita-Portals KIVAN online: https://www.meinkitaplatz-leipzig.de.

Offizielle Meldung der Stadt Leipzig: http://www.leipzig.de/news/news/neue-funktionen-bei-meinkitaplatz-leipzig-de-ab-1-juli-2015/.

Wir hatten bereits im März angekündigt, dass Veränderungen anstehen: https://leipziger-kita-initiative.com/2015/03/26/infos-vom-3-runden-tisch-kinderbetreuung/.

Die Informationen, die wir dazu bekommen haben:

  • Nach Bedarfsanmeldung bekommen die Eltern das Aktenzeichen ihres Bedarfs und Informationen bzw. einen Leitfaden zum Kita-Portal zugeschickt.
  • Neben dem Abspeichern eurer Daten in den Alternaccount ist auch die Angabe von 5 Wunsch-Kitas möglich.
  • Die Wünsche werden den Kitas, die das Portal nutzen (!), angezeigt. Sechs Monate vor gewünschtem Betreuungsbeginn sollen die Wunschlisten bearbeitet werden. Das wird bei dem regulären Betreuungsbeginn September jeweils im Februar/März sein. Euch wird dann der Status: “In Bearbeitung”angezeigt und per E-Mail mitgeteilt.
  • Die Kita muss dann die Wünsche sichten und Eltern auswählen. Wenn ihr ausgewählt wurdet, wird das ebenfalls angezeigt und per E-Mail mitgeteilt, in der ihr aufgefordert werden, mit der Kita Kontakt aufzunehmen. Aus den KIVAN-Daten kann die Kita-Leitung direkt euren Vertrag erstellen. Die Referenznummer ist notwendig, um den Vertrag zu unterschreiben.
  • Wenn sich Kita nicht für euch entscheidet, wird der Status “abgelehnt” angezeigt und per E-Mail kommuniziert.) Ihr könnt dann den Wunsche löschen und einen neuen angeben. Wichtig: Wenn eine Kita euch einmal abgelehnt hat, könnt ihr euch nicht wieder bewerben.Das sehen wir durchaus kritisch. Was ist, wenn ihr euch für euer Kind im Krippenalter in der Kita beworben habt, die Kita keinen Platz hatte und ihr euch für den Kindergartenbereich gern wieder bewerben wollt?
  • Wie wählen die Kitas aus? Solange die Plätze nicht ausreichen, müssen die Kitas entscheiden, welche Familien einen Platz bekommen und welche nicht. Im Moment wird von der Stadt der Nachweis vom Arbeitgeber verlangt, dass bzw. ab wann ihr berufstätig oder in Ausbildung seid, und zwar beide Elternteile.
  • Die Tagespflege nimm nicht an diesem Wunschabgabe-System teil. Verträge werden aber auch in der Tagespflege mit der Referenznummer der Bedarfsanmeldung unterzeichnet.
  • Die Such- und Reservierfunktion bleibt wie gehabt erhalten.
  • Tatsächlich scheinen schon jetzt zunehmend mehr Kitas jetzt aufgrund der eingeführten Referenznummer ihre Plätze wieder über das Portal zu verwalten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige das nicht tun werden.

Die LVZ berichtete jetzt ausführlich über die Neuerungen: http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Wuensch-dir-einen-Kitaplatz-Onlineportal-bietet-ab-Mittwoch-neue-Funktionen.

Das überarbeitete Portal ging deutlich später als ursprünglich angekündigt an den Start, offenbar weil noch diverse Fehler behoben werden mussten. Zudem wird es wohl früher oder später zu einer kompletten Neu-Auflage der Software kommen, wie uns die zuständige Firma Lecos GmbH in einem Gespräch vor einigen Wochen mitteilte.

Wir finden es schade, dass wir als Interessenvertretung von Familien, die Betreuungsplätze suchen, nicht in die Testphase einbezogen wurden, zumal wir 2012 den Forderungskatalog der Grünen mit ausgearbeitet haben und unsere Initiative aus genau dieser Arbeit hervorgegangen ist. Auf Anfrage bzw. Angebot unsererseits, dass wir auf das überarbeitete Portal gern einen Blick werfen würden, wurde uns mitgeteilt, dass keine weiteren Tester_innen geplant seien. Partizipation geht anders!

Liebe Eltern: Bitte gebt uns ein Feedback, wie ihr mit dem neuen Portal zurechtkommt!

Infos vom 3. Runden Tisch Kinderbetreuung

Am Montag fand der dritte runde Tisch Kinderbetreuung statt. Hier die Informationen, die uns von Seiten des Amts für Jugend, Familie und Bildung mitgeteilt wurden bzw. die wir erfragt haben:

1) Stand des Kita-Ausbaus in Leipzig

2200 zusätzliche Kita-Plätze sollten 2014 geschaffen werden (Anfang 2014 wurden 5000 versprochen). 1200 wurden bis zum Jahresende 2014 realisiert. Als Grund für die Verzögerungen wurden die üblichen Verzögerungen im Bauprozess genannt. Darauf hätte die Stadt nur bedingt Einfluss.

Hat sie das wirklich nicht? Baugenehmigungen usw. hängen schließlich durchaus an den Ämtern!

Bis Mitte Februar 2015 wurden weitere 870 Plätze geschaffen. (Die Eröffnungen 2015 findet ihr hier). 

2) Kita-Plätze / Mangelverwaltung

Laut Amtsleiter Tsapos hätten die Träger neu eröffnender Kitas derzeit Probleme, ihre Plätze im Kindergartenbereich (nicht Krippe!) voll zu bekommen.

Jede Menge freie Plätze gebe es in den Kitas:

  •  Kita Bästleinstrasse 4 (Nordost, Herbie e.V., Eröffnung 01.04.)
  • Kita Kohlgartenstrasse 9 (Ost, Fairbund e.V., Eröffnung 01.06)
  • Kita Lutherstrasse 4 (Ost, Outlaw, Eröffnung 01.06.)

Ihr solltet euch also wirklich an die Träger von neuen Kitas wenden! Allerdings ist hier festzuhalten: Es sind natürlich keine Kitas in familienreichen „In-„Vierteln, sondern eher in Stadtgebieten, wo es mehr Kitas als Kinder gibt. Das liegt an fehlendem Baugrund in beliebten Stadtvierteln. Tatsächlich wurden und werden Bauflächen wohl häufig lieber hochpreisig verkauft.

Im Krippenbereich gebe es nach wie vor mehr Anfragen als Plätze , allerdings sei Tagespflege derzeit nicht ausgelastet. (Die Träger der Tagespflege findet ihr hier. Vor- und Nachteile der Tagespflege haben wir hier versucht, zusammenzustellen.)

Da im Ü3-Bereich offenbar viele Plätze nicht belegt werden können, wurde beim Landesjugendamt eine übergangsmäßige Kapazitätsumverteilung beantragt, d.h.: Einige Kitas sollen für freie Kindergartenplätze Plätze im Krippenbereich anbieten dürfen, solange der Mangel besteht. Das Landesjugendamt habe signalisiert, dass die Umwandlung möglich ist.

Das bewege sich in einem Rahmen, in dem keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden müssen.

Einige Kitas haben 2014 mehr Kinder aufgenommen als ihre Kapazität eigentlich zulässt („kurzfristige Überbelegung“). Die städtischen Kitas haben eine Verlängerung dieser Regelung beantragt und das auch den freien Trägern empfohlen.

Dass die Überbelegung nicht kurzfristig sein wird, war absehbar… Es kann vermutet werden, dass das zu Lasten der Betreuungsqualität geht. Gegenargument ist, dass in Kitas mit offenen oder teil-offenen Konzepten 1-2 Kinder mehr pro Kita – mehr sind es meist nicht – nicht ins Gewicht fallen.

3) Kitaplatz-Bedarfsplanung 2015/16

Es wurde mitgeteilt, dass auf Basis der Elternbefragungen mit einem Bedarf im Bereich der 1-3-Jährigen von 83,7% gerechnet würde. In den nächsten Jahren würde sich das der 90%-Marke annähern.

Das würde bedeuten, dass entgegen unserer Vermutungen bzw. Behauptungen (auch hier) der Bedarf im Bereich U3 nicht zu niedrig angesetzt wird. Fraglich ist nur, warum der Bedarf in der Bedarfsplanung mit 58,20% ausgewiesen wird? (Bedarfsplanung Kita Leipizg 2015/16, S. 5)

4) Relaunch Kita-Portal

Das Portal wird voraussichtlich Ende April auf den Elternaccount umgestellt (Die Neuerungen haben wir hier beschreiben). Derzeit laufen die ersten Testphasen. Wann genau umgestellt wird, soll nach Ostern feststehen.

Weitere Infos, die wir dazu bekommen haben:

  • Nach Bedarfsanmeldung bekommen die Eltern das Aktenzeichen ihres Bedarfs und Informationen bzw. einen Leitfaden zum Kita-Portal zugeschickt.
  • Neben dem Abspeichern eurer Daten in den Alternaccount ist auch die Angabe von 5 Wunsch-Kitas möglich.
  • Die Wünsche werden den Kitas, die das Portal nutzen (!), angezeigt. Sechs Monate vor gewünschtem Betreuungsbeginn sollen die Wunschlisten bearbeitet werden. Das wird bei dem regulären Betreuungsbeginn September jeweils im Februar/März sein. Euch wird dann der Status: „In Bearbeitung“angezeigt und per E-Mail mitgeteilt.
  • Die Kita muss dann die Wünsche sichten und Eltern auswählen. Wenn ihr ausgewählt wurdet, wird das ebenfalls angezeigt und per E-Mail mitgeteilt, in der ihr aufgefordert werden, mit der Kita Kontakt aufzunehmen. Aus den KIVAN-Daten kann die Kita-Leitung direkt euren Vertrag erstellen. Die Referenznummer ist notwendig, um den Vertrag zu unterschreiben.
  • Wenn sich Kita nicht für euch entscheidet, wird der Status „abgelehnt“ angezeigt und per E-Mail kommuniziert.) Ihr könnt dann den Wunsche löschen und einen neuen angeben. Wichtig: Wenn eine Kita euch einmal abgelehnt hat, könnt ihr euch nicht wieder bewerben.Das sehen wir durchaus kritisch. Was ist, wenn ihr euch für euer Kind im Krippenalter in der Kita beworben habt, die Kita keinen Platz hatte und ihr euch für den Kindergartenbereich gern wieder bewerben wollt?

     

  • Wie wählen die Kitas aus? Solange die Plätze nicht ausreichen, müssen die Kitas entscheiden, welche Familien einen Platz bekommen und welche nicht. Im Moment wird von der Stadt der Nachweis vom Arbeitgeber verlangt, dass bzw. ab wann ihr berufstätig oder in Ausbildung seid, und zwar beide Elternteile.
  • Die Tagespflege nimm nicht an diesem Wunschabgabe-System teil. Verträge werden aber auch in der Tagespflege mit der Referenznummer der Bedarfsanmeldung unterzeichnet.
  • Die Such- und Reservierfunktion bleibt wie gehabt erhalten.
  • Tatsächlich scheinen schon jetzt zunehmend mehr Kitas jetzt aufgrund der eingeführten Referenznummer ihre Plätze wieder über das Portal zu verwalten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige das nicht tun werden.

5) Fachkräftemangel in den Kitas?

Da viel gebaut wird, braucht es viele neue ErzieherInnen. Noch gebe es BewerberInnen, aber nach Aussage der TrägervertreterInnen wird es zunehmend enger und es muss eigentlich jede BewerberIn genommen werden.

Das sehen wir im Hinblick auf die Betreuungsqualität kritisch.

6) Einsatz von Assistenzkräften

Zum Gesetzesentwurf auf Sachsenebene, dass der Personalschlüssel auch dann erfüllt wird, wenn 20% des Personals Assistenzkräfte sind wurde bemerkt, dass  das zwar kritisch gesehen wird, wenn es beschlossen wird, werden aber definitiv auch ErzieherInnen durch Assistenzkräfte ersetzt, weil das teurere Personal nicht finanziert würde.

Bitte unterschreibt die Petition, damit diese Regelung nicht durchkommt: https://www.openpetition.de/petition/online/gegen-die-verschlechterung-der-betreuungssituation-in-sachsischen-kindertagesstatten.

Allerdings teilte die freie Presse mit: „Eine Mehrbelastung der Eltern durch steigende Betriebskosten in den Kitas wird es nicht geben, so die Koalitionäre. (…) Auch habe man sich geeinigt, nur qualifizierte Assistenzkräfte für die Kinderkrippen ab 2017 einzustellen.“ (http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/SACHSEN/Sachsen-Koalition-stockt-den-Haushalt-auf-artikel9151844.php)

Rückblick 2014, Vorschau 2015/16

Wir haben einige Anfragen an das Amt für Jugend, Familie und Bildung gestellt und diese nun ausgewertet, um das Kita-Jahr 2014 Revue passieren zu lassen und einen Ausblick für Entwicklungen, Neuerungen usw. für 2015/16 geben zu können. In Leipzig leben aktuell 55.297 Kinder, davon 37.853 bis Schuleintritt, es gibt insgesamt 319 Kinderbetreuungseinrichtungen (inkl. Hort).

Bedarfsplanung 2014 vs. Realität

  • betreute Kinder 2014:

Im Jahresdurchschnitt wurden 2014 5.312 Krippenkinder, 15.654 Kindergartenkinder und 2.625 Kinder in der Tagespflege betreut. (= 23.591 betreute Kinder 2014 im Durchschnitt)

  • von der Stadt geschätzter Bedarf 2014:

Für das Jahr 2014 hat die Stadt Leipzig folgenden Bedarf ermittelt (=geplante Plätze / Plätze, die hätten zur Verfügung stehen sollen, von der Stadt ermittelter Bedarf):

  • 6.646 Krippenplätze
  • 18.544 Kindergartenplätze
  • 2.908 Plätze in Kindertagespflege.

Die Stadt schätzte Ende 2013, dass 2014 28.098 Plätze im Vorschulbereich benötigt werden. Diskrepanz tatsächlich betreute Kinder vs. geschätzter Beetreuungsbedarf: 2014 gab es demnach ca. 4507 Plätze zu wenig, wenn man vom ermittelten Bedarf der Stadt ausgeht. Das heißt: Etwa 16% der Familien, die einen Betreuungsplatz brauchen, bekommen keinen!

  • realisierte Plätze 2014:

Im Jahr 2014 entstanden insgesamt 1.332 Plätze für Kinder bis Schuleintritt in Kitas, davon 372 Krippenplätze und 81 Plätze in Kindertagespflege. Diskrepanz Bauplanung vs. realisierte Plätze: 2014 konnten offenbar nur 26% der ursprünglichen 5000 zusätzlichen Betreuungsplätze tatsächlich realisiert werden. Im Januar 2015 wurden bereits 3 neue Einrichtungen in Betrieb genommen, damit stehen weitere 333 Plätze zur Verfügung. (= gesamt: 1665 Plätze)

Bedarfsplanung 2015

  • von der Stadt geschätzter Bedarf 2015:  

Für das Jahr 2015 wurde entsprechend Bedarfsplanung folgender Bedarf ermittelt: Es bräuchte Ende 2015…

  • 6.767 Plätze in der Krippe
  • 18.670 Plätze im Kindergarten
  • 2.961 Plätze in der Tagespflege.

Die Stadt schätzt, dass 2015 28.398 Betreuungsplätze im Vorschulalter benötigt werden. Das sind 300 Plätze mehr als im Vorjahr. Die Stadt müsste in diesem Jahr über 4000 Plätze realisieren, um dem Bedarf entsprechen zu können!

  • Die Stadt schätzt, dass 38,50% der Kinder im Alter 0-3 im Jahr 2015 entsprechend dem Wunsch der Eltern betreut werden sollen,
  • 58,20% im Alter 1-3,
  • 92% im Alter 3-7 (inkl. Hort).

(Link zur Bedarfsplanung der Stadt Leipzig für 2015/16)

  • geplante Kita-Projekte 2015:

Bis Ende 2015 werden nach Aussage des Amts für Jugend, Bildung und Familie  in 14 Neubau- und 7 Erweiterungsmaßnahmen 2.426 Plätze für Kinder bis Schuleintritt, davon 698 Krippenplätze entstehen. Ende 2015 werden also nach wie vor wahrscheinlich mindestens 2000 Plätze fehlen! Darüber hinaus sind für 2015 noch weitere 8 Maßnahmen (4 Neubauten, 4 Erweiterungen) mit 799 Plätzen, davon 240 für Krippenkinder geplant, bei denen gegenwärtig jedoch Verzögerungen im Ablauf eingetreten sind, die möglicherweise dazu führen könnten, dass eine Inbetriebnahme im Jahr 2015 nicht realisierbar ist. Die Baumaßnahmen, die voraussichtlich 2015 fertig gestellt werden sollten:

  1. Kita Riebeck- / Kregelstraße
  2. Kita Lößniger Straße 10
  3. Kita Baestleinstraße 4
  4. Kita Hildegardstraße 56
  5. Kita Wurznerstraße 24-30
  6. Kita Kohlgartenstraße 9
  7. Kita Lutherstraße 4
  8. Kita Seipelweg 16b
  9. Kita Scheffelstraße 42 – KG – Erweiterung
  10. Kita Bornaische Straße 184
  11. Kita Arndstraße 46
  12. Kita Rietschelstraße 52
  13. Kita Ernst Keil Straße 17
  14. Kita Demmeringstraße 83
  15. Kita An der Lehde 14
  16. Kita An der Lehde 12
  17. Kita Stahmelner Straße 28
  18. Kita Fleißnerstraße 2 – Neubau
  19. Kita Richterstrasse
  20. Kita Bothestraße 30

(Für genauere Informationen zu Trägern, Kapazitäten, Stand der Baumaßnahmen, Eröffnung siehe: http://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/kinderbetreuung/kindertagesstaetten/kitaneubauten/.)

Dennoch teilt das Amt für Jugend, Bildung und Familie Leipzig uns mit: „Mit Schuljahresbeginn 2015/2016 wird sich die Lage deutlich entspannen.“ Wir können das den Zahlen aber nicht entnehmen.

Weitere Informationen

  • Angebote der Stadt für Familien ohne Betreuungsplatz:

Zitat des Amts für Jugend, Bildung und Familie uns gegenüber zu unserer Nachfrage diesbezüglich:

„Seit 2007 errichtet die Stadt Leipzig in Kooperation mit Investoren und freien Trägern neue Kitas. Alle Anstrengungen sind darauf gerichtet, ausreichend Plätze vorzuhalten. Im U3-Bereich müssen wir für Kinder planen, die noch nicht geboren sind. Das ist eine große Herausforderung. Die Stadt Leipzig wird in den beiden kommenden Jahren noch mehrere tausend Kita-Plätze schaffen. Das schließt nicht aus, dass es zeitweise zu Engpässen kommt.“

Für die Familien, die keinen Betreuungsplatz ergattern können, hat die Stadt insofern keine Lösung. Es bleibt den Leipziger Eltern insofern nur noch die Möglichkeit von ihrem Recht auf einen Betreuungsplatz Gebrauch zu machen und die Stadt zu verklagen.

  • Kita-Portal:

Zwischen April und Juli 2015 soll das Elternportal / Kitaportal umfunktioniert werden. Zwei wichtige Neuerungen gibt es: 1. Der Elternaccount wird eingeführt, 2. die Arbeit mit Referenznummern beginnt. Was heißt das und wie soll das laufen?

  • Voraussichtlich ab dem 2. Quartal 2015 können sich Eltern einen Benutzeraccount über www.meinkitaplatz.de anlegen. Über den Account haben die Eltern die Möglichkeit, die Daten zum Kind und zu den Sorgeberechtigten zu hinterlegen.
  • Aktuell läuft die Testphase unter Einbeziehung der Verwaltung, einiger Kitas und der Elternschaft.
  • Über den Account können Eltern ihren Betreuungsplatzbedarf elektronisch direkt an die Stadt (bzw. das Amt für Jugend, Familie und Bildung) übermitteln. Die Bedarfsanmeldung kann aber auch weiterhin schriftlich eingereicht werden.
  • Außerdem können die Eltern über den Elternaccount ihre Wunschkitas angeben. Die abgegebenen Wünsche erscheinen in den jeweiligen Kitas und sollen 6 Monate vor gewünschten Betreuungsbeginn durch die Einrichtungen bearbeitet werden.
  • Nach der Abgabe der Bedarfsanmeldung erhalten die Eltern für ihr Kind eine Referenznummer in einem Brief vom Amt für Jugend, Familie und Bildung mitgeteilt. Neue Verträge müssen ab Einführung des Elternaccounts im Kivan mit dieser Referenznummer unterschrieben / verifiziert werden.
  • Die Reservierungsmöglichkeit von freien Plätzen im Kivan bleibt bestehen. Der Elternaccount kann für den Reservierungsvorgang genutzt werden.
  • Die Eltern werden über die Neuerungen in der Presse informiert. Der Ablauf und die Funktionsweise sind in den Fragen und Antworten (FAQ) unter http://www.meinkitaplatz-leipzig.de beschrieben. Weiterhin können sich die Eltern an das Bürgertelefon (0341 123-0) wenden.

Mit dem Elternaccount soll die Lücke zwischen dem Bedarf an Betreuungsplätzen und der tatsächlichen Versorgung klarer werden. Mit Einführung des Elternaccounts benötigen Eltern für den Abschluss eines Betreuungsvertrages in einer Kita also zwingend eine Referenznummer!

  • Betreuungsschlüssel:

Zum 01.09.2015 wird der Personalschlüssel von 1:13 auf 1:12,5 im Kindergartenbereich und von 1:6 auf 1:5,5 im Krippenbereich angehoben. 2016 dann auf 1:12 und 1:5. Allerdings gilt – laut Gesetzesentwurf der sächsischen Staatsregierung dazu – der Personalschlüssel auch dann als eingehalten, wenn 20% davon als Assistenzkräfte (= Sozialassistentinnen, Kinderpflegerinnen, …) beschäftigt werden. Damit hat Sachsen nach wie vor einen nicht ausreichenden Personalschlüssel (zum Vergleich: http://www.laendermonitor.de/uebersicht-grafiken/indikator-9a-personalschluessel-in-kitas/index.nc.html) und es ist davon abgesehen keine Steigerung der pädagogischen Qualität zu erwarten. Das bedeutet: Pro 12 Kinder über 3 bzw. pro 5 Kinder unter 3 Jahren muss dann eine Vollzeitkraft zur Verfügung stehen. In einer Kita mit 120 Plätzen, davon 20 im Krippenbereich haben bisher 11 Erzieherinnen gearbeitet. Ab 2015 würde – durch die neue Mindestvorgabe – in der Kita mit 140 Kindern dann eine Person (oder 1,5 – d.h. 1 Vollzeit und eine Teilzeit-Stelle) mehr eingestellt. Das wird dann allerdings höchstwahrscheinlich keine (für das Land und die Kommune) „teure“ Erzieherin sein, sondern eher eine „günstige“ Sozialassistentin. Und nicht nur das! Tatsächlich könnte die Kita sogar „guten Gewissens“ eine bis 1,5 Erzieherinnen rausschmeissen und dafür Assistenzkräfte einstellen!