Am Montag fand der dritte runde Tisch Kinderbetreuung statt. Hier die Informationen, die uns von Seiten des Amts für Jugend, Familie und Bildung mitgeteilt wurden bzw. die wir erfragt haben:
1) Stand des Kita-Ausbaus in Leipzig
2200 zusätzliche Kita-Plätze sollten 2014 geschaffen werden (Anfang 2014 wurden 5000 versprochen). 1200 wurden bis zum Jahresende 2014 realisiert. Als Grund für die Verzögerungen wurden die üblichen Verzögerungen im Bauprozess genannt. Darauf hätte die Stadt nur bedingt Einfluss.
Hat sie das wirklich nicht? Baugenehmigungen usw. hängen schließlich durchaus an den Ämtern!
Bis Mitte Februar 2015 wurden weitere 870 Plätze geschaffen. (Die Eröffnungen 2015 findet ihr hier).
2) Kita-Plätze / Mangelverwaltung
Laut Amtsleiter Tsapos hätten die Träger neu eröffnender Kitas derzeit Probleme, ihre Plätze im Kindergartenbereich (nicht Krippe!) voll zu bekommen.
Jede Menge freie Plätze gebe es in den Kitas:
- Kita Bästleinstrasse 4 (Nordost, Herbie e.V., Eröffnung 01.04.)
- Kita Kohlgartenstrasse 9 (Ost, Fairbund e.V., Eröffnung 01.06)
- Kita Lutherstrasse 4 (Ost, Outlaw, Eröffnung 01.06.)
Ihr solltet euch also wirklich an die Träger von neuen Kitas wenden! Allerdings ist hier festzuhalten: Es sind natürlich keine Kitas in familienreichen „In-„Vierteln, sondern eher in Stadtgebieten, wo es mehr Kitas als Kinder gibt. Das liegt an fehlendem Baugrund in beliebten Stadtvierteln. Tatsächlich wurden und werden Bauflächen wohl häufig lieber hochpreisig verkauft.
Im Krippenbereich gebe es nach wie vor mehr Anfragen als Plätze , allerdings sei Tagespflege derzeit nicht ausgelastet. (Die Träger der Tagespflege findet ihr hier. Vor- und Nachteile der Tagespflege haben wir hier versucht, zusammenzustellen.)
Da im Ü3-Bereich offenbar viele Plätze nicht belegt werden können, wurde beim Landesjugendamt eine übergangsmäßige Kapazitätsumverteilung beantragt, d.h.: Einige Kitas sollen für freie Kindergartenplätze Plätze im Krippenbereich anbieten dürfen, solange der Mangel besteht. Das Landesjugendamt habe signalisiert, dass die Umwandlung möglich ist.
Das bewege sich in einem Rahmen, in dem keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden müssen.
Einige Kitas haben 2014 mehr Kinder aufgenommen als ihre Kapazität eigentlich zulässt („kurzfristige Überbelegung“). Die städtischen Kitas haben eine Verlängerung dieser Regelung beantragt und das auch den freien Trägern empfohlen.
Dass die Überbelegung nicht kurzfristig sein wird, war absehbar… Es kann vermutet werden, dass das zu Lasten der Betreuungsqualität geht. Gegenargument ist, dass in Kitas mit offenen oder teil-offenen Konzepten 1-2 Kinder mehr pro Kita – mehr sind es meist nicht – nicht ins Gewicht fallen.
3) Kitaplatz-Bedarfsplanung 2015/16
Es wurde mitgeteilt, dass auf Basis der Elternbefragungen mit einem Bedarf im Bereich der 1-3-Jährigen von 83,7% gerechnet würde. In den nächsten Jahren würde sich das der 90%-Marke annähern.
Das würde bedeuten, dass entgegen unserer Vermutungen bzw. Behauptungen (auch hier) der Bedarf im Bereich U3 nicht zu niedrig angesetzt wird. Fraglich ist nur, warum der Bedarf in der Bedarfsplanung mit 58,20% ausgewiesen wird? (Bedarfsplanung Kita Leipizg 2015/16, S. 5)
4) Relaunch Kita-Portal
Das Portal wird voraussichtlich Ende April auf den Elternaccount umgestellt (Die Neuerungen haben wir hier beschreiben). Derzeit laufen die ersten Testphasen. Wann genau umgestellt wird, soll nach Ostern feststehen.
Weitere Infos, die wir dazu bekommen haben:
- Nach Bedarfsanmeldung bekommen die Eltern das Aktenzeichen ihres Bedarfs und Informationen bzw. einen Leitfaden zum Kita-Portal zugeschickt.
- Neben dem Abspeichern eurer Daten in den Alternaccount ist auch die Angabe von 5 Wunsch-Kitas möglich.
- Die Wünsche werden den Kitas, die das Portal nutzen (!), angezeigt. Sechs Monate vor gewünschtem Betreuungsbeginn sollen die Wunschlisten bearbeitet werden. Das wird bei dem regulären Betreuungsbeginn September jeweils im Februar/März sein. Euch wird dann der Status: „In Bearbeitung“angezeigt und per E-Mail mitgeteilt.
- Die Kita muss dann die Wünsche sichten und Eltern auswählen. Wenn ihr ausgewählt wurdet, wird das ebenfalls angezeigt und per E-Mail mitgeteilt, in der ihr aufgefordert werden, mit der Kita Kontakt aufzunehmen. Aus den KIVAN-Daten kann die Kita-Leitung direkt euren Vertrag erstellen. Die Referenznummer ist notwendig, um den Vertrag zu unterschreiben.
- Wenn sich Kita nicht für euch entscheidet, wird der Status „abgelehnt“ angezeigt und per E-Mail kommuniziert.) Ihr könnt dann den Wunsche löschen und einen neuen angeben. Wichtig: Wenn eine Kita euch einmal abgelehnt hat, könnt ihr euch nicht wieder bewerben.Das sehen wir durchaus kritisch. Was ist, wenn ihr euch für euer Kind im Krippenalter in der Kita beworben habt, die Kita keinen Platz hatte und ihr euch für den Kindergartenbereich gern wieder bewerben wollt?
- Wie wählen die Kitas aus? Solange die Plätze nicht ausreichen, müssen die Kitas entscheiden, welche Familien einen Platz bekommen und welche nicht. Im Moment wird von der Stadt der Nachweis vom Arbeitgeber verlangt, dass bzw. ab wann ihr berufstätig oder in Ausbildung seid, und zwar beide Elternteile.
- Die Tagespflege nimm nicht an diesem Wunschabgabe-System teil. Verträge werden aber auch in der Tagespflege mit der Referenznummer der Bedarfsanmeldung unterzeichnet.
- Die Such- und Reservierfunktion bleibt wie gehabt erhalten.
- Tatsächlich scheinen schon jetzt zunehmend mehr Kitas jetzt aufgrund der eingeführten Referenznummer ihre Plätze wieder über das Portal zu verwalten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige das nicht tun werden.
5) Fachkräftemangel in den Kitas?
Da viel gebaut wird, braucht es viele neue ErzieherInnen. Noch gebe es BewerberInnen, aber nach Aussage der TrägervertreterInnen wird es zunehmend enger und es muss eigentlich jede BewerberIn genommen werden.
Das sehen wir im Hinblick auf die Betreuungsqualität kritisch.
6) Einsatz von Assistenzkräften
Zum Gesetzesentwurf auf Sachsenebene, dass der Personalschlüssel auch dann erfüllt wird, wenn 20% des Personals Assistenzkräfte sind wurde bemerkt, dass das zwar kritisch gesehen wird, wenn es beschlossen wird, werden aber definitiv auch ErzieherInnen durch Assistenzkräfte ersetzt, weil das teurere Personal nicht finanziert würde.
Bitte unterschreibt die Petition, damit diese Regelung nicht durchkommt: https://www.openpetition.de/petition/online/gegen-die-verschlechterung-der-betreuungssituation-in-sachsischen-kindertagesstatten.
Allerdings teilte die freie Presse mit: „Eine Mehrbelastung der Eltern durch steigende Betriebskosten in den Kitas wird es nicht geben, so die Koalitionäre. (…) Auch habe man sich geeinigt, nur qualifizierte Assistenzkräfte für die Kinderkrippen ab 2017 einzustellen.“ (http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/SACHSEN/Sachsen-Koalition-stockt-den-Haushalt-auf-artikel9151844.php)