Archiv der Kategorie: Personalschlüssel Sachsen

Grundlagenpapier des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“

Ausgangslage

Weil Kinder Zeit brauchen, stehen diese im Mittelpunkt unseres Bündnisses.

Der Freistaat Sachsen verfügt über ein flächendeckendes System der Kindertagesbetreuung (Krippe, Kindergarten, Hort und Kindertagespflege) und einen gesetzlich geregelten Rechtsanspruch für alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt auf einen Betreuungsplatz. Die Grundlagen für frühkindliche Bildung sind im sächsischen Bildungsplan gesetzlich verankert. Die Veränderungen in der Gesellschaft und damit einhergehend die Erwartungen der Eltern an die Qualität der frühkindlichen Bildung sind enorm und wachsen stetig. Daraus resultieren die gestiegenen Anforderungen an die Kindertagesbetreuung für alle. Inklusion, Integration, zunehmende Armut oder eine gestiegene Zahl an Kindern in besonderen Lebens- und Lernsituationen, die sich z.B. in Sprachentwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten ausdrücken können, nehmen dabei eine besondere Bedeutung ein. Die Rahmenbedingungen der Arbeit in den Kindertageseinrichtungen so zu gestalten, dass ausreichend Zeit und Raum für die Umsetzung dieser Qualitätsansprüche bleibt, ist die Verantwortung der Politik. Die hohe Betreuungsquote von Kindern in sächsischen Kindertagesstätten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich trotz der vorgenommenen Änderungen am Personalschlüssel, keine ausreichenden Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen der Arbeit in den Kindertageseinrichtungen ergeben haben.

Das Bündnis ist

– ein freiwilliger Zusammenschluss für alle, die gemeinsam dafür sorgen wollen, dass frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung in Sachsen gelingt.

– eine Austausch-, Informations- und Aktionsplattform aller Akteure in Sachsen, die die Zusammenarbeit zwischen den Kindertageseinrichtungen verschiedenster Trägerformen, der Kindertagespflege, Eltern, den Trägerverbänden, dem Freistaat Sachsen, den kommunalen Spitzenverbänden, der Wissenschaft und anderen Unterstützern zur konstruktiven Umsetzung des sächsischen Bildungsplanes fördert.

Die Eigenständigkeit der Bündnismitglieder bleibt unberührt.

Ziele des Bündnisses

Es sind kurz-, mittel- und langfristige Strategien zur Unterstützung nachfolgender Schwerpunkte zu entwickeln, die für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung in Sachsen erforderlich sind:

– Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation,
– Anerkennung der mittelbaren pädagogischen Arbeit,
– Anrechnung von Ausfallzeiten (z.B. Praxisanleitung, (berufsbegleitende) Ausbildung, Fortbildung, Krankheit, Urlaub) auf den Personalschlüssel,
– Freistellung für Leitungsaufgaben,
– Strategie zur Gewinnung, Bindung und Qualifizierung von Fachkräften

Handlungsstrategien

– Begleitung und Durchführung landesweiter Aktions- und Fachtage, Fachgespräche und Diskussionsforen
– Dialog mit Eltern, den kommunalen Spitzenverbänden, den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege, Parteien, Ausschüssen des Landtags und den zuständigen Ministerien
– Informations- und Öffentlichkeitsarbeit bezogen auf aktuelle Themen der Kindertagesbetreuung
– Netzwerkarbeit

Arbeitsweise

Zur Umsetzung der Handlungsstrategien finden regelmäßige Treffen statt. Auf diesen Treffen werden alle Angelegenheiten des Bündnisses mit einfacher Mehrheit der Anwesenden entschieden. Jeder Bündnispartner hat eine Stimme. Die Ergebnisse werden in Protokollen festgehalten. Zur Erfüllung der Aufgaben des Bündnisses wird ein Sprecher*innenrat gebildet. Dem Sprecher*innenrat gehören mindestens drei und höchstens sieben Vertreter*innen des Bündnisses an. Im rotierenden Prinzip werden diese für jeweils zwei Jahre gewählt.

Die Aufgaben des Sprecher*innenrates sind:
– Koordination der Einladungen, Protokolle usw.
– Erarbeitung von Entwürfen für Aktionen des Bündnisses
– Vertretung des Bündnisses gegenüber Politik, Verwaltung und Medien

Das Grundlagenpapier wurde durch die Gründungspartner*innen des Bündnisses am 31.08.2017 beschlossen und in Kraft gesetzt.

Gründungsmitglieder und Erstunterzeichner*innen des Bündnisses sind: AWO KG Zwickau e.V., Leipziger Kita Initiative, Paritätischer Landesverband Sachsen, Stadtelternrat Dresden, Stadtelternrat Limbach-Oberfrohna, Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen, Sächsischer Erzieherverband, Kreisverband der Volkssolidarität Meißen, Omse e.V., verdi Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, GEW – Landesverband Sachsen, AWO Chemnitz und Umgebung e.V., Ute Ulrichsohn.

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AG ‚Kita-Betreuungsschlüssel Sachsen‘ – Rückblick 12.04. und Ausblick

Liebe Kita-Interessierte,

wir wollen kurz auf das 1. Treffen der neu gegründeten ‚AG Kita-Betreuungsschlüssel Sachsen‘ vom 12.04.2017 sowohl zurück- als auch in die Zukunft schauen.

Zunächst einmal: Wow – was war das für ein Abend! So viele interessierte und engagierte Menschen, die aktiv etwas an der Kita-Situation verbessern möchten! Wir sind begeistert und beeindruckt. Einen Eindruck könnt Ihr Euch im Beitrag von Leipzig Fernsehen verschaffen.

Am Mittwoch vor 2 Wochen luden wir als Leipziger Kita-Initiative in die Kita „Kleine Füchse“ ein, um über eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels in Sachsen und klar geregelte Vor- und Nachbereitungszeiten für Fachkräfte zu sprechen. Ziele des Abends waren, in einen gemeinsamen Austausch zu treten und erste Ideen der Vernetzung und Zusammenarbeit zu finden. Diese Ziele haben wir ganz klar erreicht! Ein großer Dank an alle, die dabei sein konnten.

Es gab eine breite Zustimmung zu unseren Forderungen. (Informationen dazu findet ihr auch hier.) Ebenso äußerten viele ihre Empörung über die schlechten Rahmenbedingungen in den Kitas. Auch gab es erste gute Ideen, unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen. Die wichtigste Erkenntnis des Abends: Nur wenn wir uns zusammentun (mit Dresden, Chemnitz und den ländlichen Regionen in Sachsen, etwa mit Initiativen wie http://die-bessere-kita.de) und eine wirklich BREITE Basis schaffen, werden wir etwas bewegen! Deshalb streben wir vor allem VERNETZUNG an.

Gemeinsam haben wir das 2. großen Treffen der ‚AG Kita-Betreuungsschlüssel Sachsen‘ am Dienstag, den 20.6.17 um 19 Uhr vereinbart, um die nächsten Schritte anzugehen. Der erste dieser Schritte lautet: Jeder bringt zum 2. Termin noch eine Person mit! Dies ist auch eine herzliche Einladung an alle, die beim ersten Mal nicht dabei sein konnten – kommt diesmal einfach zu zweit!

Wir suchen außerdem Unterstützer_innen und Gestalter_innen, die sich aktiv für Veränderungen einsetzen wollen. So müssen wir u.a. Aktionen für den 20.09.2017 planen und benötigen hierbei mehr Hände und Köpfe als uns 5 Kern-Aktive, die wir gerade sind. Meldet euch (via Mail oder Facebook), wenn ihr Euch aktiv einbringen möchtet. Es stehen bereits Termine für die Aktions-Planungstreffen fest. Meldet Euch auch gern, wenn ihr Ideen habt oder Teil des inneren Kerns der Kita-Initiative werden wollt.

Schickt diese E-Mail gern an Interessierte weiter und helft so beim Vernetzen und breite Masse erzeugen, damit sich endlich etwas ändert.

Für alle, die genau wissen möchten, was zum 1. Treffen passiert ist, gibt es außerdem das Protokoll des 1. Treffens sowie die von uns erstellte Powerpoint-Präsentation zum Download.

ES REICHT! Der Betreuungsschlüssel in Sachsens Kitas muss sich ändern!

Einladung zum 1. Informations- und Vernetzungstreffen der „AG Kita-Betreuungsschlüssel Leipzig“

  • Wann? Mittwoch, 12.04.2017, um 19:30
  • Wo? Kita „Kleine Füchse“, Frohburger Straße 33d
  • Wer? Die Leipziger Kita-Initiative, die Leitung der Kita „Kleine Füchse“ und Eltern, die etwas bewegen wollen.

Liebe Eltern, liebe Kita-Leiterinnen, liebe Erzieherinnen und sonstige Interessierte,

UNS REICHT ES! WIR MÜSSEN GEMEINSAM ETWAS TUN, DAMIT SICH IN SACHSENS KITAS ENDLICH GRUNDLEGEND ETWAS ÄNDERT!

Wir sind es leid, mit anzusehen, wie Erzieherinnen 18 Kinder (und mehr) in einer Gruppe versuchen müssen, gerecht zu werden! Wir sind es leid, über die hohen Krankenstände von Erzieherinnen und arbeiten am Limit hinwegzusehen! Wir sind es leid, dass vom Gruppendienst eigentlich frei gestellte Kita-Leiterinnen gar nicht anders können, als Personal-Lücken in den Gruppen zu stopfen! Wird sind es leid, Jahr für Jahr von Studien zeigen zu lassen, dass Sachsen einen der schlechtesten Betreuungsschlüssel der Republik hat! Wir akzeptieren nicht länger, dass die im sächsischen Bildungsplan enthaltenen Forderungen unter diesen Bedingungen nicht umgesetzt werden können! Wir wollen nicht mit ansehen müssen, dass die sächsischen Politiker_innen nach der nächsten Wahl wieder nur minimale Veränderungen des Personalschlüssels beschließen, die bei weitem (!) nicht ausreichen und das Thema Vor- und Nachbereitungszeit überhaupt nicht angegangen wird!

Wir möchten aktiv werden und wir möchten SIE – liebe Eltern, Kita-Leiterinnen, Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen, Gewerkschaftterinnen, Politikerinnen und alle, denen eine deutliche Verbesserung der Kinderbetreuungssituation sonst noch am Herzen liegt – recht herzlich dazu einladen, sich uns anzuschließen. Denn wir müssen viele werden, denn nur gemeinsam können wir etwas bewegen!

Am 12.04. ab 19:30, in der Kita „Kleine Füchse“ (Frohburger Straße 33d) findet zu diesem Zweck ein erstes Informations- und Vernetzungstreffen statt.

Ziele dieses Treffens sind:

  • ein erstes Kennenlernen,
  • Informationsweitergabe,
  • eventuell Einigung auf Ziele und Forderungen sowie
  • erste Überlegungen, welche Aktionen zu einer Verbesserung führen können.

Wir visieren die Landtagswahl im Sommer 2019 und den dazugehörigen Wahlkampf für konkrete Aktionen an und vernetzen uns mit anderen sächsischen Initiativen!

Wir freuen uns auf ein zahlreiches Kommen! Die Einladung dürfen Sie bitte gern an potenzielle Interessenten (Kita-Leitungen, Eltern, …) weiterleiten!

Link zur Veranstaltung bei Facebook: https://www.facebook.com/events/200478497118869/

Informationen zum Betreuungsschlüssel finden sich auf unserer Seite  und übersichtlich in diesem PDF der Bertelsmann-Stiftng zum Thema Betreuungsschlüssel Sachsen.

Informationen zur Vor- und Nachbereitungszeit liefert die Kampagne „Weil Kinder Zeit brauchen“ der LIGA der freien Wohlfahrtsverbände Sachsen hier.

Der steinige Weg zum Kitaplatz in Leipzig: Die richtigen Zeitpunkte für Anmeldung und Betreuungsbeginn

Liebe Eltern und Kita-Interessierte,

da sich im Moment bei uns die Anfragen häufen, wollen wir mit euch unser Wissen bezüglich des Kita-Jahres teilen. Bis wann sollte man sich in den Einrichtungen bewerben? Wann werden die Plätze vergeben und frei? Und warum ist es so schwer, im späten Winter und Frühjahr, einen Betreuungsplatz zu bekommen? Außerdem wollen wir Probleme äußern, die nach wie vor im Kita-Bereich bestehen.

Bewerbung bis Dezember, Platzvergabe von Februar bis Mai

Kindertagesstätten in Leipzig nehmen nach unseren Kenntnissen i.d.R neue Kinder häufig im Zeitraum Juni bis Januar auf, wobei der Kernzeitraum August bis November ist. Hintergrund ist der, dass jedes Jahr im August/September normalerweise ein Schwung Kinder die Einrichtung verlässt, da sie in die Schule wechseln. So werden zu diesem Zeitpunkt auf einen Schlag einige Plätze frei. Mal mehrere, mal weniger davon werden direkt mit Geschwisterkindern besetzt, der Rest kann dann nach außen vergeben werden. Oft sind das aber pro Einrichtung nur 3-5 Plätze und die Bewerbungen auf diese wenigen sehr viel mehr. Das ist das Dilemma der Kita-Leiter*innen. Gerade in beliebten familienreichen Vierteln ist die Überanfrage ein großes Problem, insbesondere im Krippenbereich, also bei Kindern unter 3 Jahren. Die Vergabe legen die Leiter*innen unseren Informationen zufolge meist in den Zeitraum Februar bis Mai eines Jahres. Sprich: Eure Bewerbung sollte also bis Dezember des Jahres, bevor das Kind einen Platz braucht, indem die Betreuung starten soll, in der Kita sein.

Probleme für Winter- und Frühlingskinder

Das führt zu einigen, seit langem bekannten Problemen. So haben Familien, die einen Betreuungsbeginn für Zeiträume außerhalb der Kernzeit August bis November liegen, etwa weil das Kind dann 1, 2 oder 3 Jahre alt wird, sehr häufig Probleme, einen Platz zum benötigten Zeitraum zu bekommen. Nicht wenige greifen ihre Arbeitstätigkeit deshalb später auf als eigentlich geplant. Drei Leipziger Familien haben deshalb ihre Lohnausfälle bei der Stadt eingeklagt.

Keine nahtlose Kinderbetreuung bei Umzug nach Leipzig

Auch für Zuzügler*innen stellt diese Praxis ein Problem dar. Wer spontan, beispielsweise aufgrund einer neuen Arbeitsstelle nach Leipzig zieht, vor allem in den Monaten Februar bis Mai/Juni, hat kaum Chancen, nahtlos einen Betreuungsplatz zu finden. Ein kleiner Lichtblick sind Einrichtungen, die gerade neu eröffnen. Informationen hierzu findet ihr auf der Seite der Stadt Leipzig: http://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/kinderbetreuung/kindertagesstaetten/kitaneubauten/. Wichtige Informationen für Zuzügler*innen außerdem: Um auf dem Leipziger Kita-Portal www.meinkitaplatz-leipzig.de, bei der Stadt offiziell seinen Betreuungswunsch mit gewünschtem Starttermin und Einrichtung angeben und einen Betreuungsvertrag unterschreiben zu können, benötigt es in Leipzig eine Referenznummer vom Jugendamt. Auf der Seite findet ihr ganz unten rechts einen Download-Bereich. Dort könnt ihr den so genannten „Ticketantrag“ herunterladen, ausfüllen und mit Kopie der Geburtsurkunde und Personalausweis per Post oder Mail an die angegebene Adresse senden.  Dann bekommt ihr eine Referenznummer zugesendet.

EDIT: Eine Leipziger Mutter hat uns bzgl. der von uns angenommenen „Sperre“ darauf hingewiesen, dass man im Kita-Portal die Anschlussbetreuung im Account für das jeweilige Kind aktivieren und dann normal bis zu 5 Wunschkitas angeben kann – nur die Kitas, von denen man bereits eine Absage bekommen hat, sind nach wie vor gesperrt. Die Familie suche eine Anschlussbetreuung nach der Tagespflege ab Januar 2018 und habe den Anschlussbedarf für einen Kita-Platz bereits im November 2016 erfolgreich im Kitaportal über ihren Account aktiviert und auch schon mit ersten Kitas telefoniert. Diese hätten die Anmeldung über das Portal  auch bekommen und es wurde ein weiteres Telefonat im März ausgemacht, da dann die konkreten Planungen erfolgen. Die Mutter empfiehlt in jedem Fall eine persönliche Kontaktaufnahme nach der „offiziellen“ Anmeldung über das Portal.

Wir suchen für Januar 2018 einen Kitaplatz, bis dahin ist unser Sohn bei der Tagesmutti. Ich habe den Anschlussbedarf bereits im November 2016 erfolgreich im Kitaportal über unseren Account aktiviert und auch schon mit den ersten Kitas telefoniert. Die haben die Anmeldung über das Portal  auch bekommen und wir haben ein weiteres Telefonat im März ausgemacht, da dann die konkreten Planungen erfolgen. Eine evtl. frühere Aufnahme im Herbst müssen wir individuell absprechen, da sind die Kitas sehr unterschiedlich. Ich denke, eine persönliche Kontaktaufnahme nach der „offiziellen“ Anmeldung über das Portal ist weiterhin notwendig.

Problematischer Wechsel von der Tagespflege zur Kita 

Auch Kinder, die bis zum 3. Geburtstag bei Tageseltern betreut werden, haben nach wie vor Probleme, eine Anschlussbetreuung zu finden. Die Stadt verweist hier darauf, dass die Eltern den jeweiligen Träger der Tagespflege rechtzeitig ansprechen sollen, ob ein Kitaplatz in einer der Einrichtungen des Trägers für das Tagespflegekind vorgehalten werden kann. (Anmerkung: Tageseltern arbeiten in den allermeisten Fällen unter einem der großen Träger, die auch Kitas betreiben.) In der Praxis scheint dies häufig nicht zu funktionieren und die Eltern suchen doch wieder auf eigene Faust nach einem Ü3-Platz. Hierbei ergibt sich das Problem, dass durch den bestehenden Betreuungsvertrag mit der Tagespflege das Kind als versorgt gilt und die Referenznummer bis zum Tag des Vertragsendes blockiert ist. So kann diese Familie die Nummer weder nutzen, um im Kita-Portal Wunscheinrichtungen anzugeben, noch um einen Vertrag in einer Kita zu unterschreiben. Eine Lösung scheint es hierfür momentan nicht zu geben, sodass es in vielen Familien zu einer Betreuungsplatzlücke zwischen Tagespflege und Kita zu kommen scheint.

Keine Bearbeitung der Anfragen über das Kita-Portal

Mit dem Kita-Portal sind viele Eltern offenbar auch nach Einführung der Möglichkeit der Angabe von Wunscheinrichtungen unzufrieden, da die Kitas die Anfragen über das Portal wohl mehrheitlich nicht bearbeiten. Dieser Zustand ist natürlich äußerst unbefriedigend und Eltern sind immernoch gezwungen, alle Einrichtungen abzutelefonieren, überall einzeln das Anmeldeprozedere zu erfragen, sich in vielen Kitas zu bewerben und bis kurz vor dem 1. Arbeitstag zu bangen. Der Zustand ist nach wie vor für die Familien schwierig und es ist auch für uns nicht ersichtlich, inwiefern seitens der Stadt bzgl. der Platzvergabe noch an Verbesserungen gearbeitet wird. Grundsätzlich liegt das „Problem“ in Leipzig auch darin, dass der überwiegende Teil der Kindertagesstätten unter freien Trägern wie der Diakonie, dem Kinderschutzbund oder dem Fairbund e.V. läuft. Die Stadt selbst betreibt nur wenige Kitas und kann deshalb auch nur über eine begrenzte Anzahl Betreuungsplätze selbst verfügen. Auf die Plätze in den Kitas der freien Träger kann die Stadt nicht zugreifen, nicht über sie verfügen! Und sie kann die Träger nicht zwingen, das Portal zur Verwaltung und Vergabe zu nutzen. Die Träger wiederum wollen ihre Autonomie bei der Platzvergabe aus Planungsgründen gewahrt wissen. Häufig haben die Kita-Leiter*innen über die Jahre andere Taktiken und eingeschliffene Verfahren entwickelt, ihre wenigen Plätze zu vergeben und sehen das Portal offenbar eher als Belastung, denn als Bereicherung.

Zu wenig Plätze im Krippenbereich

Im Bereich der unter 3-Jährigen gibt es trotz aller Ausbaubemühungen noch immer nicht ausreichend Plätze.

Betreuungsschlüssel-Dilemma 

Der Betreuungsschlüssel in Sachsens Kitas ist nach wie vor einer der schlechtesten in Deutschland. Auch die marginalen Änderungen auf Landesebene haben hier nicht wirklich zur Entspannung beigetragen, wie die Initiative „Weil Kinder Zeit brauchen“ im Oktober berichtet hat. Wichtig zu verstehen ist, 1. dass die Festlegung und Verbesserung der Personalschlüssel in Sachsens Kitas auf Sachsenebene geschehen muss. Die Stadt kann diesen Aspekt also nicht einfach ohne Weiteres  ändern, da sie auf die Betriebskostenzuschüsse von Seiten des Landes angewiesen ist und diese wohl nur entsprechend des Mindestschlüssels gezahlt werden. 2. bedeutet der Betreuungsschlüssel von 1 zu 5 im Krippen- und 1 zu 12 im Ü3-Bereich nicht, dass eine pädagogische Fachkraft maximal 5 bzw. 12 Kinder betreut. Es handelt sich hierbei um eine Berechnung. I.d.R. sind in Sachsens Kitas eher Gruppengrößen von 15 bis 18 Kindern im Ü3-Bereich normal – und das entspricht auch dem Schlüssel. (Mehr Informationen dazu hier.)

Was tun?

Was kann und muss getan werden, damit sich diese Missstände ändern? Wir versuchen seit 2012, den Finger in Wunden zu legen und auf Probleme aufmerksam zu machen. Wir sind mit Stadt und Jugendamt in den Dialog getreten, haben demonstriert, teilen Informationen, klären auf und beraten. Aber uns fehlen die Mitstreiter*innen, sodass die politische Seite unserer Arbeit aktuell zu kurz kommt. Wer mit uns etwas verändern will und die oben genannten Missstände aktiv angehen möchte, der melde sich unter: leipziger.kitainitiative@gmail.com. Wir können im Dialog mit den Verantwortlichen durchaus etwas erreichen! Wir können Stadträte ansprechen und bitten, die Themen auf die Agenda zu setzen! Wir können erfragen, wie Arbeitsstände aussehen, ob die Missstände noch bearbeitet werden usw.

Auf Sachsenebene ist das schon schwieriger. Hier arbeiten wir zum Beispiel mit http://www.weil-kinder-zeit-brauchen.de zusammen und versuchen, Kräfte von Bürgerinitaitiven zu bündeln, um Veränderungen anzustoßen. Auch die GEW ist ein guter Partner.

Nichtsdestotrotz scheint es gerade ruhig zu werden, um das Thema Kita. Die Wahlkämpfe sind vorbei, minimale Veränderungen wurden getan. Der Ausbau in Leipzig läuft, das Kita-Portal wurde relauncht. Der Leiter des Jugendamts ist nun schon einige Jahre im Dienst, ebenso wie der Sozialbürgermeister. Alle scheinen sich etwas zur Ruhe gesetzt zu haben. Die oben stehenden Probleme zeigen, dass das der nach wie vor problematischen Realität nicht angemessen ist.

Verbesserter Betreuungschlüssel? Pro Tag nur 3 Min. mehr individuelle Betreuungszeit!

Vertreterinnen der sachsenweiten Initiative „Weil Kinder Zeit brauchen“ zur Verbesserung des Personalschlüssels in sächsischen Kitas trafen sich Ende September mit einem Bornaer CDU- und Landtagsmitglied und sprachen mit ihm über den neuen Betreuungsschlüssel von 1:12, der in Sachsen für Erzieher_innen im Kindergartenbereich seit dem 01.09.2016 gilt.

Was bedeutet das? Welche Auswirkungen hat der neue Schlüssel für die Kinderbetreuung in der Kita?

Ausgehend von den angemeldeten Kindergartenkindern in den Kitas der Volkssolidarität Kreisverband Borna e.V. hatten unsere Vertreter die zeitlichen Auswirkungen pro Kind und das insgesamte „Mehr“ an Betreuungspersonal gegenüber dem alten Personalschlüssel errechnet. Ergebnis: pro Tag hat ein 9-Stunden-Kindergartenkind 3 min und 4,8 sek mehr individuelle Betreuungszeit als im September 2014.

Das heißt, der neue Betreuungsschlüssel bringt weder Erziehern noch Kindern mehr Qualität und Quantität in der pädagogischen Arbeit. In keiner unserer Kitas konnte mehr Personal zur Entlastung der pädagogischen Fachkräfte eingestellt werden. 

Hier offenbart sich die ganze Absurdität der „schrittweisen Verbesserung“ des Personalschlüssels! Der Gesprächspartner verweist zum einen auf den „finanziellen Kraftakt“, den Sachsen für die Verbesserung des Schlüssels aufzubringen habe sowie auf die SPD, die diese Schlüsselverbesserung 2014 zur Bedingung für eine Koalition gemacht hatte und auf die Kommunen, wie auch die CDU es bereits in unseren Interviews zur Kita-Krise 2013 getan hatte,  denn es stünde Kommunen und Kitas schließlich frei, mehr Personal einzustellen, das sächsische Kita-Gesetz gebe lediglich Mindestanforderungen vor.

Außerdem wird einmal mehr ignoriert, dass sowohl Kommunen als auch Träger, geschweige denn einzelne Kitas allein dies einfach und frei umsetzen können. Kommunen finanzieren Personal lediglich entsprechend der Mindestforderungen des Kita-Gesetzes. Freie Träger arbeiten finanziell stets am Limit und sind chronisch unterfinanziert, was nicht zuletzt daran liegt, dass der Betriebskostenzuschuss des Landes Sachsen nicht entsprechend der tatsächlichen Steigerung angehoben wird. Es ist schlicht nicht möglich, einfach mehr Personal einzustellen, weil das Geld dafür fehlt.

Auch der Verweis auf die SPD, die immerhin auf die Verbesserung des Schlüssels bestanden habe und der Zusatz „Er sieht heute die Zweifel der CDU bestätigt. Nur schrittweise können wirksame Veränderungen im Kita-Bereich erzielt werden“ wirkt in dem Zusammenhang merkwürdig. Eine Verbesserung der Betreuungsschlüssel war Wahlkampfthema und die SPD hat im Zuge dessen versprochen, dass sich etwas ändert. Immerhin wurde das „heiße Eisen“ tatsächlich angetastet. Jedoch sind die Veränderungen ein Witz, wie die Berechnungen von „Weil Kinder Zeit brauchen“ deutlich zeigen. Wir sagen ganz klar: So kommen wir nicht weiter und diese Tippel-Tappel-Schritte sind zu klein, bei allem Verständnis für Finanzierungs-Kraftakte. (Wenn man sich indes genau anschaut, wofür in Sachsen durchaus Geld im Haushalt bereitgestellt wird, etwa 140.000 Euro für die Öffentlichkeitsarbeit des Wirtschaftsministeriums, relativiert sich diese Aussage durchaus ein wenig. Das stellt die Initiative „Die bessere Kita„plakativ auf ihrer Facebookseite dar.)

Eine Petition zur Verbesserung des Schlüssel wurde kürzlich wieder ins Leben gerufen: Open Petition: Bildung von Anfang an – Betreuungsschlüssel in Kitas verbessern. Die Vielzahl der Graswurzelinitiativen, die Berichte über die Zustände in den Kitas und nicht zuletzt auch das Engagement der Liga der freien Wohlfahrtpflege Sachsen zeigen, dass es sich beim Betreuungsschlüssel um ein Thema handelt, dass nicht durch den im Koalitionsvertrag beschlossenen Minimalkonsens zu den Akten gelegt werden darf! Sachsen ist im bundesweiten Vergleich nach wie vor im hinteren Bereich in Sachen Betreuungsqualität angesiedelt. Wir und andere Initiativen geben nicht auf, den Finger immer wieder in die Wunde zu legen!

Zum allgemeinen Verständnis des Personalschlüssels:

In § 12/1 des Sächsischen Kitagesetzes heißt es: „ Kindertageseinrichtungen müssen über eine ausreichende Anzahl pädagogischer Fachkräfte für die Leitung und die Arbeit mit den Kindern verfügen. Die Arbeit der Fachkräfte kann durch weitere geeignete Mitarbeiter sowie durch Eltern unterstützt werden.“ Und weiter in Abs. 2: „Es gelten in der Regel folgende Personalschlüssel: Kinderkrippe: eine vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft für 5 Kinder, Kindergarten: eine vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft für 12 Kinder“.

Wichtig für das Verständnis des Personalschlüssels ist: 

1. Der Betreuungsschlüssel ist keine Sache der Stadt/Gemeinde ist, in der ihr lebt und auch nicht des Trägers eurer Kita oder der Kita bzw. der Kita-Leitung! Festgesetzt wird dieser Schlüssel auf Landesebene, sprich: im sächsischen Landtag durch die regierenden Parteien. Ihr entscheidet also vor allem durch euren Wahlzettel, ob sich hieran etwas ändert. (Für deutlich bessere Schlüssel setzen sich nicht-konservative Parteien wie die Grünen, die Linke, die SPD oder auch die FDP seit jeher ein.)

2. Es handelt sich um einen Personalsschlüssel, nicht um einen Gruppenschlüssel. Ein Schlüssel von 1:12 bedeutet nicht, dass eine Erzieherin maximal 12 Kinder betreuen darf. Der entscheidende Punkt hierbei ist die Formulierung „eine vollbeschäftigte Fachkraft“. Das Problem: Viele Erzieherinnen und Erzieher haben lediglich Teilzeitstellen. Berechnet wird (vereinfach gesagt) die Gesamtanzahl der Kinder bzw. deren sehr unterschiedliche Betreuungsstunden durch die Gesamtanzahl der (theoretischen) Vollzeit (nach Gesamt-Arbeitsstunden) . In der Kernbetreuungszeit (meist zwischen 9 und 15 Uhr)  sind Gruppengrößen in Sachsen von 18 Kindern, die von einer Fachkraft betreut werden, durchaus normal und nach Aussage des Leipziger Jugendamts auch vollkommen im rechtlichen Rahmen. Hinzu kommen die Urlaubs- und Krankentage der Fachkräfte, die die Situation – gerade in den Herbst- und Wintermonaten – zusätzlich verschärfen! Bei einer zusätzlichen Betreuungszeit von 3 Minuten pro Kind und Fachkraft ändert sich hieran kaum etwas.