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Jugendamt antwortet auf Offenen Brief

Das Jugendamt Leipzig – genauer: Der Jugendamtsleiter Siegfried Haller – hat am 07.  Februar 2013 auf unseren Offenen Brief vom 22.01.2013 an OBM Jung reagiert. Den kompletten Antwortbrief des Jugendamts Leipzig finden Sie hier.

Enttäuschung über die Antworten des Jugendamts

Haller erläutert in seinem Schreiben zwar den Investitionsplan der Stadt bezüglich des Ausbaus von Kitas und Schulen für die nächsten Jahre, dennoch sind wir ernüchtert. Es wird deutlich, dass die Stadt viel zu spät auf die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz am 1. August 2013 reagiert hat. Erst im Dezember, so geht aus dem Antwortschreiben hervor, wurde laut Haller „auf Bürgermeisterebene eine Lenkungsgruppe eingerichtet“, um „strittige Fragen zu den Bauvorhaben zügiger als bislang zu klären“.

Ersatzbauten aufgrund unrealistischer Pläne bereits jetzt geplant

Auch geht die Stadt nun offenbar selbst davon aus, dass viele der Bauprojekte nicht rechtzeitig realisiert werden und plant diese durch Ersatzbauten zu kompensieren. Wenn jetzt schon von Ersatzbauten die Rede ist, bedeutet dies, dass die Umsetzung der Pläne zum Kita-Ausbau sich noch mehr verzögern!

Natürlich begrüßen wir den Investitionsplan der Stadt. Dieser allerdings bedeutet nicht, dass mehr Geld in den Ausbau gesteckt wird und die tatsächliche Umsetzung erscheint uns mehr als fragwürdig.

Bedarf nach wie vor willkürlich festgelegt und zu niedrig angesetzt

Außerdem geht die Stadt nach wie vor von einem viel zu niedrigen Bedarf aus. Man hofft, dass die Berechnungen annähernd mit dem Bedarf übereinstimmen, doch es müssen endlich verlässliche Zahlen her! Es sollte nicht einfach willkürlich ein Bedarf festgelegt werden, aber genau das geschieht im Moment. Die Stadt hatte alle Mittel, den in den kommenden Jahren absehbaren Bedarf realistisch zu erfassen und hat diese offensichtlich nicht genutzt. Für die unter drei Jahre alten Kinder wird der Bedarf bei einer Betreuungsquote von 48 Prozent festgesetzt. Das ist eindeutig zu wenig! Die Stadt verkennt, dass mit den Jahrgängen 2006 und 2007 geburtenschwache Jahrgänge die Einrichtungen verlassen, dennoch will sie damit die fehlenden Plätze kompensieren. Das kann und wird nicht funktionieren.

Viele Fragen bleiben offen

Viele unserer Fragen wurden unserer Ansicht nach mit Phrasen und Worthülsen beantwortet. Einen Großteil der Antworten bleibt uns die Stadt schuldig, zum Beispiel zur Qualität der Betreuung, zu Erzieher_innen und Tageseltern, zum aktuellen Stand einzelner Bauvorhaben und zur Lieferung der Modul-Kitas. Das ist für uns nicht zufriedenstellend und hat mit Transparenz leider wenig zu tun.

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Keine Antwort von Jung zu offenen Kita-Fragen!

Jung versäumt auf unseren Offenen Brief vom 22.01.13 zu antworten

Am Dienstag richteten wir uns mit einem Offenen Brief an den amtierenden Oberbürgermeister Burkhard Jung. Damit wollten wir ihm die Möglichkeit gegeben, sich noch vor der OBM-Wahl am Sonntag (MORGEN!) zu offenen Fragen und Widersprüchen bezüglich der Kita-Bedarfsplanung zu äußern. Die Frist (25.01.) ließ Jung verstreichen. Unkommentiert.

„Unser Offener Brief an den OBM Jung sollte für Klarheit im Dschungel der Wahlversprechen sorgen, damit Eltern eine Wahlentscheidung auf Grund realistischer Planungen treffen können.“ sagt Victoria Jankowicz von der Kita-Initiative. Christin Melcher ergänzt: „Das lässt tief blicken, wenn ein OBM seinen engagierten Bürgern und Bürgerinnen selbst kurz vor der Wahl keine Antworten gibt. Nichts als Wahlversprechen! Ehrlichkeit und Transparenz ist etwas Anderes!“

In der Vergangenheit mussten Leipziger Eltern immer wieder erleben, wie Kita-Planungen nicht umgesetzt wurden. Als Reaktion auf den Offenen Brief erreichten uns weitere Meldungen die belegen, dass Bauvorhaben, die in der Bedarfsplanung vorgesehen sind, nicht umsetzbar sind. „Wie vertrauenswürdig ist ein Oberbürgermeister, der damit prahlt wie viel er für den Kita-Ausbau getan hat und wie viel er noch tun wird, aber dann auf konkrete Nachfragen keine Antworten liefert? Nichts als Luftschlösser!“ Christin Melcher abschließend: „Es ist ein Hohn für alle Eltern, wenn Burkhard Jung im Internet schöne Fotos von seinem Dienstzimmer veröffentlicht, statt seine Wahlkampfversprechen mit Fakten zu untermauern. Bürgernähe, Soziales Engagement und Kinderfreundlichkeit gibt es bei Jung offensichtlich nur auf Wahlplakaten.“

Offener Brief an OBM Burkhard Jung

Sehr geehrter Oberbürgermeister Jung,

momentan befinden Sie sich im Wahlkampf, Sie möchten als Oberbürgermeister wieder gewählt werden und versprechen viele ambitionierte Ziele. In Ihrem Wahlprogramm können wir Ihre Erfolge und Ziele lesen: In den letzten 6 Jahren haben Sie als Oberbürgermeister 25 neue Kitas, 13 Erweiterungen und 14 Ersatzbauten und damit 5400 neue Kinderbetreuungsplätze geschaffen. Allein im Jahre 2013 wollen Sie nun 24 Kitas (12 Neubauten, 11 Erweiterungsbauten, 1 Ersatzbau) bauen, dies und die Aufstockung der Tagespflege soll zur Schaffung von 2488 Plätze führen. Sie wollen in einem Jahr die Hälfte von dem schaffen, was Sie in 6 Jahren geschaffen haben. Wir begrüßen die Ziele ausdrücklich, wundern uns allerdings über die ambitionierten Pläne gerade im Wahlkampfjahr. Außerdem lassen nicht nur die Zahlen, sondern auch unsere Erfahrungen den Schluss zu, dass Sie in den vergangenen Jahren beim Kita-Ausbau viel versäumt haben.

Wir möchten Ihnen mit einem Beispiel unserer Sorgen verdeutlichen. Die Stadt Leipzig plant eine Kita in der Schulze-Delitzsch-Straße mit 163 Plätzen. Im Protokoll des Stadtrates vom 16. Mai 2012. steht: „Zum Standort Schulze-Delitzsch-Straße laufe derzeit das Baugenehmigungsverfahren. Die Inbetriebnahme sei für März 2013 vorgesehen.“ (Fabian). In der Bedarfsplanung der Stadt (Stand 23.11.12.) soll die Inbetriebnahme für den 01.09.13. erfolgen. Eine Verzögerung von 6 Monaten. Aber noch nicht genug, schaut man sich das Gelände einmal an, erkennt man nichts von einer zukünftigen Kita. 163 Plätze die vermutlich nicht ab 01.09.2013 zur Verfügung stehen werden. Liegen wir da falsch? Es lassen sich sicher noch viele weitere Beispiele finden.

Zehn der von Ihnen geplanten Einrichtungen sollen in Modulbauweise errichtet werden. Wie schnell ist eine Inbetriebnahme dieser Einrichtungen möglich? In Anbetracht der Tatsache, dass viele Kommunen versuchen werden, den Rechtsanspruch ab 01.08.2013 zu erfüllen, werden die Händler der Kitas in Modulbauweise Lieferungsschwierigkeiten haben. Haben Sie dies in ihrer Planung berücksichtigt?

Ferner versprechen Sie den Rechtsanspruch ab 01. August 2013 zu erfüllen, aber nur ein Drittel der von Ihnen aufgeführten Bauvorhaben wird selbst bei wohlwollender Lesart bis dahin in Betrieb gehen. Bei den meisten Bauvorhaben ist die Fertigstellung für das 4.Quartal 2013 geplant, davon sogar die Meisten erst im Dezember 2013. Zu dem machen wir uns große Sorgen, dass einige Bauvorhaben gar nicht realisiert werden. Dies konnten wir in der Vergangenheit zu häufig beobachten, in den Plänen tauchten Kitas auf, die nie weiterverfolgt wurden, beispielsweise: Karl-Liebknecht-Straße 30-32, Puschstraße 9, usw., daher unsere Frage: Wie realistisch sind ihre Pläne?

Ein Großteil der geplanten Einrichtungen werden nicht von der Stadt gebaut, welche Maßnahmen zur Unterstützung und Umsetzung hat die Stadt ergriffen um die Freien Träger beim Bau und Fertigstellung der Einrichtungen zu begleiten?

Aus den Protokollen der Stadtratssitzungen konnten wir entnehmen: „Vor diesem Hintergrund seien die Anstrengungen besonders darauf gerichtet, kurz- bis mittelfristig zusätzliche Plätze bereitzustellen, um den Nachfrageüberhang zu kompensieren. Dies geschehe zum Beispiel durch Anpassung der bedarfsplanerisch ausgewiesenen Kapazitäten im Rahmen der Betriebserlaubnis und der baulichen Voraussetzungen der jeweiligen Einrichtungen und der damit verbundenen kurzzeitigen Erhöhung der Platzzahlen sowie durch kurzfristige Anmietungen von zusätzlichen Raumressourcen.“ (Fabian, 16.05.12) und „Die Begrenzung der Platzzahl für Kindertagespflege bei den Trägern sei aufgehoben worden. Anträge auf Erweiterung der Zahl der Plätze in der

Kindertagespflege würden genehmigt.“ (Fabian, 20.06.12) – Wir befürchten daher Qualitätseinbußen in der Betreuung unserer Kinder. Wie wollen Sie trotz des großen Bedarfes die Qualität in den Einrichtungen sicher stellen?

Allein der Bau von Kitas löst das Problem noch nicht. Wir sehen uns konfrontiert mit einem Erzieher/innen-Mangel. Bei 2.488 Betreuungsplätzen und einem Betreuungsschlüssel von 1:13 (im Krippenbereich 1:6) brauchen wir 190 neue Erzieher/ innen. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um den Erzieher/innen-Mangel entgegenzuwirken? Zeichnen sich Qualitätseinbußen ab?

Wir möchten Sie um die Beantwortung der Fragen bis Freitag, den 25.01. bitten, um allen Eltern eine Wahlentscheidung auf realistischen Boden zu ermöglichen.

Mit freundlichen Grüßen,

Die Leipziger Kita-Initiative