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ES REICHT! Der Betreuungsschlüssel in Sachsens Kitas muss sich ändern!

Einladung zum 1. Informations- und Vernetzungstreffen der „AG Kita-Betreuungsschlüssel Leipzig“

  • Wann? Mittwoch, 12.04.2017, um 19:30
  • Wo? Kita „Kleine Füchse“, Frohburger Straße 33d
  • Wer? Die Leipziger Kita-Initiative, die Leitung der Kita „Kleine Füchse“ und Eltern, die etwas bewegen wollen.

Liebe Eltern, liebe Kita-Leiterinnen, liebe Erzieherinnen und sonstige Interessierte,

UNS REICHT ES! WIR MÜSSEN GEMEINSAM ETWAS TUN, DAMIT SICH IN SACHSENS KITAS ENDLICH GRUNDLEGEND ETWAS ÄNDERT!

Wir sind es leid, mit anzusehen, wie Erzieherinnen 18 Kinder (und mehr) in einer Gruppe versuchen müssen, gerecht zu werden! Wir sind es leid, über die hohen Krankenstände von Erzieherinnen und arbeiten am Limit hinwegzusehen! Wir sind es leid, dass vom Gruppendienst eigentlich frei gestellte Kita-Leiterinnen gar nicht anders können, als Personal-Lücken in den Gruppen zu stopfen! Wird sind es leid, Jahr für Jahr von Studien zeigen zu lassen, dass Sachsen einen der schlechtesten Betreuungsschlüssel der Republik hat! Wir akzeptieren nicht länger, dass die im sächsischen Bildungsplan enthaltenen Forderungen unter diesen Bedingungen nicht umgesetzt werden können! Wir wollen nicht mit ansehen müssen, dass die sächsischen Politiker_innen nach der nächsten Wahl wieder nur minimale Veränderungen des Personalschlüssels beschließen, die bei weitem (!) nicht ausreichen und das Thema Vor- und Nachbereitungszeit überhaupt nicht angegangen wird!

Wir möchten aktiv werden und wir möchten SIE – liebe Eltern, Kita-Leiterinnen, Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen, Gewerkschaftterinnen, Politikerinnen und alle, denen eine deutliche Verbesserung der Kinderbetreuungssituation sonst noch am Herzen liegt – recht herzlich dazu einladen, sich uns anzuschließen. Denn wir müssen viele werden, denn nur gemeinsam können wir etwas bewegen!

Am 12.04. ab 19:30, in der Kita „Kleine Füchse“ (Frohburger Straße 33d) findet zu diesem Zweck ein erstes Informations- und Vernetzungstreffen statt.

Ziele dieses Treffens sind:

  • ein erstes Kennenlernen,
  • Informationsweitergabe,
  • eventuell Einigung auf Ziele und Forderungen sowie
  • erste Überlegungen, welche Aktionen zu einer Verbesserung führen können.

Wir visieren die Landtagswahl im Sommer 2019 und den dazugehörigen Wahlkampf für konkrete Aktionen an und vernetzen uns mit anderen sächsischen Initiativen!

Wir freuen uns auf ein zahlreiches Kommen! Die Einladung dürfen Sie bitte gern an potenzielle Interessenten (Kita-Leitungen, Eltern, …) weiterleiten!

Link zur Veranstaltung bei Facebook: https://www.facebook.com/events/200478497118869/

Informationen zum Betreuungsschlüssel finden sich auf unserer Seite  und übersichtlich in diesem PDF der Bertelsmann-Stiftng zum Thema Betreuungsschlüssel Sachsen.

Informationen zur Vor- und Nachbereitungszeit liefert die Kampagne „Weil Kinder Zeit brauchen“ der LIGA der freien Wohlfahrtsverbände Sachsen hier.

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Der steinige Weg zum Kitaplatz in Leipzig: Die richtigen Zeitpunkte für Anmeldung und Betreuungsbeginn

Liebe Eltern und Kita-Interessierte,

da sich im Moment bei uns die Anfragen häufen, wollen wir mit euch unser Wissen bezüglich des Kita-Jahres teilen. Bis wann sollte man sich in den Einrichtungen bewerben? Wann werden die Plätze vergeben und frei? Und warum ist es so schwer, im späten Winter und Frühjahr, einen Betreuungsplatz zu bekommen? Außerdem wollen wir Probleme äußern, die nach wie vor im Kita-Bereich bestehen.

Bewerbung bis Dezember, Platzvergabe von Februar bis Mai

Kindertagesstätten in Leipzig nehmen nach unseren Kenntnissen i.d.R neue Kinder häufig im Zeitraum Juni bis Januar auf, wobei der Kernzeitraum August bis November ist. Hintergrund ist der, dass jedes Jahr im August/September normalerweise ein Schwung Kinder die Einrichtung verlässt, da sie in die Schule wechseln. So werden zu diesem Zeitpunkt auf einen Schlag einige Plätze frei. Mal mehrere, mal weniger davon werden direkt mit Geschwisterkindern besetzt, der Rest kann dann nach außen vergeben werden. Oft sind das aber pro Einrichtung nur 3-5 Plätze und die Bewerbungen auf diese wenigen sehr viel mehr. Das ist das Dilemma der Kita-Leiter*innen. Gerade in beliebten familienreichen Vierteln ist die Überanfrage ein großes Problem, insbesondere im Krippenbereich, also bei Kindern unter 3 Jahren. Die Vergabe legen die Leiter*innen unseren Informationen zufolge meist in den Zeitraum Februar bis Mai eines Jahres. Sprich: Eure Bewerbung sollte also bis Dezember des Jahres, bevor das Kind einen Platz braucht, indem die Betreuung starten soll, in der Kita sein.

Probleme für Winter- und Frühlingskinder

Das führt zu einigen, seit langem bekannten Problemen. So haben Familien, die einen Betreuungsbeginn für Zeiträume außerhalb der Kernzeit August bis November liegen, etwa weil das Kind dann 1, 2 oder 3 Jahre alt wird, sehr häufig Probleme, einen Platz zum benötigten Zeitraum zu bekommen. Nicht wenige greifen ihre Arbeitstätigkeit deshalb später auf als eigentlich geplant. Drei Leipziger Familien haben deshalb ihre Lohnausfälle bei der Stadt eingeklagt.

Keine nahtlose Kinderbetreuung bei Umzug nach Leipzig

Auch für Zuzügler*innen stellt diese Praxis ein Problem dar. Wer spontan, beispielsweise aufgrund einer neuen Arbeitsstelle nach Leipzig zieht, vor allem in den Monaten Februar bis Mai/Juni, hat kaum Chancen, nahtlos einen Betreuungsplatz zu finden. Ein kleiner Lichtblick sind Einrichtungen, die gerade neu eröffnen. Informationen hierzu findet ihr auf der Seite der Stadt Leipzig: http://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/kinderbetreuung/kindertagesstaetten/kitaneubauten/. Wichtige Informationen für Zuzügler*innen außerdem: Um auf dem Leipziger Kita-Portal www.meinkitaplatz-leipzig.de, bei der Stadt offiziell seinen Betreuungswunsch mit gewünschtem Starttermin und Einrichtung angeben und einen Betreuungsvertrag unterschreiben zu können, benötigt es in Leipzig eine Referenznummer vom Jugendamt. Auf der Seite findet ihr ganz unten rechts einen Download-Bereich. Dort könnt ihr den so genannten „Ticketantrag“ herunterladen, ausfüllen und mit Kopie der Geburtsurkunde und Personalausweis per Post oder Mail an die angegebene Adresse senden.  Dann bekommt ihr eine Referenznummer zugesendet.

EDIT: Eine Leipziger Mutter hat uns bzgl. der von uns angenommenen „Sperre“ darauf hingewiesen, dass man im Kita-Portal die Anschlussbetreuung im Account für das jeweilige Kind aktivieren und dann normal bis zu 5 Wunschkitas angeben kann – nur die Kitas, von denen man bereits eine Absage bekommen hat, sind nach wie vor gesperrt. Die Familie suche eine Anschlussbetreuung nach der Tagespflege ab Januar 2018 und habe den Anschlussbedarf für einen Kita-Platz bereits im November 2016 erfolgreich im Kitaportal über ihren Account aktiviert und auch schon mit ersten Kitas telefoniert. Diese hätten die Anmeldung über das Portal  auch bekommen und es wurde ein weiteres Telefonat im März ausgemacht, da dann die konkreten Planungen erfolgen. Die Mutter empfiehlt in jedem Fall eine persönliche Kontaktaufnahme nach der „offiziellen“ Anmeldung über das Portal.

Wir suchen für Januar 2018 einen Kitaplatz, bis dahin ist unser Sohn bei der Tagesmutti. Ich habe den Anschlussbedarf bereits im November 2016 erfolgreich im Kitaportal über unseren Account aktiviert und auch schon mit den ersten Kitas telefoniert. Die haben die Anmeldung über das Portal  auch bekommen und wir haben ein weiteres Telefonat im März ausgemacht, da dann die konkreten Planungen erfolgen. Eine evtl. frühere Aufnahme im Herbst müssen wir individuell absprechen, da sind die Kitas sehr unterschiedlich. Ich denke, eine persönliche Kontaktaufnahme nach der „offiziellen“ Anmeldung über das Portal ist weiterhin notwendig.

Problematischer Wechsel von der Tagespflege zur Kita 

Auch Kinder, die bis zum 3. Geburtstag bei Tageseltern betreut werden, haben nach wie vor Probleme, eine Anschlussbetreuung zu finden. Die Stadt verweist hier darauf, dass die Eltern den jeweiligen Träger der Tagespflege rechtzeitig ansprechen sollen, ob ein Kitaplatz in einer der Einrichtungen des Trägers für das Tagespflegekind vorgehalten werden kann. (Anmerkung: Tageseltern arbeiten in den allermeisten Fällen unter einem der großen Träger, die auch Kitas betreiben.) In der Praxis scheint dies häufig nicht zu funktionieren und die Eltern suchen doch wieder auf eigene Faust nach einem Ü3-Platz. Hierbei ergibt sich das Problem, dass durch den bestehenden Betreuungsvertrag mit der Tagespflege das Kind als versorgt gilt und die Referenznummer bis zum Tag des Vertragsendes blockiert ist. So kann diese Familie die Nummer weder nutzen, um im Kita-Portal Wunscheinrichtungen anzugeben, noch um einen Vertrag in einer Kita zu unterschreiben. Eine Lösung scheint es hierfür momentan nicht zu geben, sodass es in vielen Familien zu einer Betreuungsplatzlücke zwischen Tagespflege und Kita zu kommen scheint.

Keine Bearbeitung der Anfragen über das Kita-Portal

Mit dem Kita-Portal sind viele Eltern offenbar auch nach Einführung der Möglichkeit der Angabe von Wunscheinrichtungen unzufrieden, da die Kitas die Anfragen über das Portal wohl mehrheitlich nicht bearbeiten. Dieser Zustand ist natürlich äußerst unbefriedigend und Eltern sind immernoch gezwungen, alle Einrichtungen abzutelefonieren, überall einzeln das Anmeldeprozedere zu erfragen, sich in vielen Kitas zu bewerben und bis kurz vor dem 1. Arbeitstag zu bangen. Der Zustand ist nach wie vor für die Familien schwierig und es ist auch für uns nicht ersichtlich, inwiefern seitens der Stadt bzgl. der Platzvergabe noch an Verbesserungen gearbeitet wird. Grundsätzlich liegt das „Problem“ in Leipzig auch darin, dass der überwiegende Teil der Kindertagesstätten unter freien Trägern wie der Diakonie, dem Kinderschutzbund oder dem Fairbund e.V. läuft. Die Stadt selbst betreibt nur wenige Kitas und kann deshalb auch nur über eine begrenzte Anzahl Betreuungsplätze selbst verfügen. Auf die Plätze in den Kitas der freien Träger kann die Stadt nicht zugreifen, nicht über sie verfügen! Und sie kann die Träger nicht zwingen, das Portal zur Verwaltung und Vergabe zu nutzen. Die Träger wiederum wollen ihre Autonomie bei der Platzvergabe aus Planungsgründen gewahrt wissen. Häufig haben die Kita-Leiter*innen über die Jahre andere Taktiken und eingeschliffene Verfahren entwickelt, ihre wenigen Plätze zu vergeben und sehen das Portal offenbar eher als Belastung, denn als Bereicherung.

Zu wenig Plätze im Krippenbereich

Im Bereich der unter 3-Jährigen gibt es trotz aller Ausbaubemühungen noch immer nicht ausreichend Plätze.

Betreuungsschlüssel-Dilemma 

Der Betreuungsschlüssel in Sachsens Kitas ist nach wie vor einer der schlechtesten in Deutschland. Auch die marginalen Änderungen auf Landesebene haben hier nicht wirklich zur Entspannung beigetragen, wie die Initiative „Weil Kinder Zeit brauchen“ im Oktober berichtet hat. Wichtig zu verstehen ist, 1. dass die Festlegung und Verbesserung der Personalschlüssel in Sachsens Kitas auf Sachsenebene geschehen muss. Die Stadt kann diesen Aspekt also nicht einfach ohne Weiteres  ändern, da sie auf die Betriebskostenzuschüsse von Seiten des Landes angewiesen ist und diese wohl nur entsprechend des Mindestschlüssels gezahlt werden. 2. bedeutet der Betreuungsschlüssel von 1 zu 5 im Krippen- und 1 zu 12 im Ü3-Bereich nicht, dass eine pädagogische Fachkraft maximal 5 bzw. 12 Kinder betreut. Es handelt sich hierbei um eine Berechnung. I.d.R. sind in Sachsens Kitas eher Gruppengrößen von 15 bis 18 Kindern im Ü3-Bereich normal – und das entspricht auch dem Schlüssel. (Mehr Informationen dazu hier.)

Was tun?

Was kann und muss getan werden, damit sich diese Missstände ändern? Wir versuchen seit 2012, den Finger in Wunden zu legen und auf Probleme aufmerksam zu machen. Wir sind mit Stadt und Jugendamt in den Dialog getreten, haben demonstriert, teilen Informationen, klären auf und beraten. Aber uns fehlen die Mitstreiter*innen, sodass die politische Seite unserer Arbeit aktuell zu kurz kommt. Wer mit uns etwas verändern will und die oben genannten Missstände aktiv angehen möchte, der melde sich unter: leipziger.kitainitiative@gmail.com. Wir können im Dialog mit den Verantwortlichen durchaus etwas erreichen! Wir können Stadträte ansprechen und bitten, die Themen auf die Agenda zu setzen! Wir können erfragen, wie Arbeitsstände aussehen, ob die Missstände noch bearbeitet werden usw.

Auf Sachsenebene ist das schon schwieriger. Hier arbeiten wir zum Beispiel mit http://www.weil-kinder-zeit-brauchen.de zusammen und versuchen, Kräfte von Bürgerinitaitiven zu bündeln, um Veränderungen anzustoßen. Auch die GEW ist ein guter Partner.

Nichtsdestotrotz scheint es gerade ruhig zu werden, um das Thema Kita. Die Wahlkämpfe sind vorbei, minimale Veränderungen wurden getan. Der Ausbau in Leipzig läuft, das Kita-Portal wurde relauncht. Der Leiter des Jugendamts ist nun schon einige Jahre im Dienst, ebenso wie der Sozialbürgermeister. Alle scheinen sich etwas zur Ruhe gesetzt zu haben. Die oben stehenden Probleme zeigen, dass das der nach wie vor problematischen Realität nicht angemessen ist.

Rechtsanspruch auf Verwahrung?

Zu wenig Erzieher für zu viele Kinder in Sachsen

Die Erkenntnis ist nicht neu: Sachsen zählt zu den Bundesländern mit den schlechtesten Betreuungsschlüsseln in Kindertageseinrichtungen – sowohl auf dem Papier als auch in der Realität. Das bestätigte jüngst erneut eine Studie der Bertelsmann Stiftung (> zur Meldung). Demnach fehlen in Sachsen 16.700 Erzieherinnen und Erzieher. Eine Betreuerin müsste in Sachsen im Durchschnitt 6,3 Krippen- und 13,5 Kindergartenkinder betreuen. Experten empfehlen hingegen ein Verhältnis von 1:3 in der Krippe und höchstens 1:7 im Kindergartenbereich. Der Rechtsanspruch und die in Leipzig vorgenommenen Maßnahmen zur kurzfristigen Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze haben die reale Betreuungssituation in Leipziger Kindertagesstätten noch verschärft.

Zustände in Leipziger Kitas katastrophal 

Wir haben in verschiedenen Leipziger Kinderbetreuungseinrichtungen nach den Arbeitsbedingungen und Problemen gefragt. Die Rückmeldungen sind mehr als beunruhigend:

„Wir können den Betrieb nur mit Schülerpraktikantinnen aufrecht erhalten.“

„Jeder Krankheitsfall bringt uns an unsere Grenzen, es gibt keine Erzieher die einspringen können.“

„Ich habe so viele Überstunden, dass ich bis Herbst Urlaub machen könnte.“

„Pädagogische Arbeit ist nicht mehr möglich, es geht nur noch darum, das Chaos zu verwalten.“

„Ich habe mir die Arbeit wertvoller vorgestellt.“

Das sind nur einige Aussagen von Erzieherinnen und Erziehern uns gegenüber. Wir waren wirklich schockiert, als wir mit den Kitas telefoniert haben. Obwohl wir durch zahlreiche Schilderungen von besorgten Eltern vorbereitet waren, sind die Rückmeldungen aus den Kitas schlimmer, als wir erwartet haben. Viele Erzieherinnen und Erzieher wünschen sich mehr Unterstützung von der Kommune und endlich eine Verbesserung des Personalschlüssels. Das Spardiktat der CDU-geführten Landesregierung wird auf den Rücken der Kinder und den Erzieher und Erzieherinnen ausgetragen! Unsere Kinder haben gute, liebevolle Betreuung verdient, keine Verwahrung!

Personalschlüssel ist kein Gruppenschlüssel

Der Betreuungsschlüssel in Sachsen ermöglicht schon jetzt wenig qualitative pädagogische Arbeit. Zunächst einmal muss deutlich gemacht werden, dass der Personalschlüssel kein Gruppenschlüssel ist. Es handelt sich um eine Berechnung mit Vollzeitäquivalenten und nicht um tatsächliche Einzelpersonen, die für je 6 Krippen- oder 13 Kindergartenkinder verantwortlich wären. Viele Erzieherinnen und Erzieher haben Teilzeitstellen, Gruppengrößen um die 18 Kinder sind in Leipzig normal und nach Aussage des Jugendamts auch im rechtlichen Rahmen. In vielen Kitas ist die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation durch offene oder teiloffene Arbeit ohne feste Bezugsgruppen außerdem schwammig und vermutlich faktisch noch schlechter. Das sächsische Kita-Gesetz sieht diesbezüglich keine konkreten Reglungen vor. Kommen Personalausfälle durch Urlaub und Krankheit hinzu, verschlimmert sich die Situation. Aus Leipziger Kindertagesstätten kamen 2013 allein sieben Überlastungsanzeigen. Das muss wachrütteln!

Auch Vor- und Nachbereitungszeiten fehlen

Elternverbände und Gewerkschaften fordern schon lange die Verbesserung der Personalstruktur in sächsischen Kitas. Ende 2013 wurde eine 77.000 Unterschriften starke Petition im sächsischen Landtag eingereicht. Bei dieser geht es auch um die Einführung von Vor- und Nachbereitungszeiten. Der auf den Papier festgesetzte Betreuungsschlüssel kann in der Realität meist nicht eingehalten werden, da Verwaltungsaufgaben oder Vor- und Nachbereitungszeiten der pädagogischen Arbeit im Personalschlüssel nicht in ausreichendem Umfang eingeplant sind. Wollen Erzieherinnen und Erzieher Entwicklungsdokumentation, Elterngespräche und pädagogisch durchdachte Angebote leisten, wie im sächsischen Bildungsplan gefordert, müssen sie dies oft in ihrer Freizeit erledigen.

Am 31. August für gute Kinderbetreuung wählen

Ein Umdenken ist dringend notwendig. Bei der Kinderbetreuung darf es nicht nur um Quantität gehen, sondern auch um Qualität! Mehr Erzieher, ein Personalschlüssel entsprechend einer realen Fachkraft-Kind-Relation, idealerweise von 1:3 im Krippen- und 1:7 im Kindergartenbereich, eine angemessene Entlohnung für die Erzieherinnen und Erzieher, bezahlte Vor- und Nachbereitungszeiten, ein Pool von Erzieherinnen, die im Krankheitsfall einspringen können, gute und regelmäßige Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen und kleine Gruppen sind wesentliche Bausteine für eine verantwortungsvolle frühkindliche Bildung. Ein Bündel von verbessernden Maßnahmen ist notwendig, um die Arbeit im Bereich der Frühpädagogik wieder attraktiv zu machen und nicht zuletzt unseren Kindern gerecht zu werden. Die sächsische Landtagswahl am 31.08.2014 sehen wir als Chance und hoffen, dass Wähler und Parteien diese im Sinne einer guten Kinderbetreuung nutzen werden .

Gelegenheit, die Positionen zur Kinderbetreuung der zur Wahl stehenden Parteien in Erfahrungen zu bringen gibt es zum Beispiel beim „Kita-Talk“ am 23.08.2014, von 10:30 – 11:30 Uhr im Podium Nikolaikirchhof, veranstaltet vom Gesamtelternrat Leipzig.

Veranstaltungstext:

Wir möchten eine Woche vor der Landtagswahl den Eltern und Familien in
Leipzig die Chance geben, die Landtagskandidaten der Parteien
kennenzulernen und deren Standpunkt zum Thema „Kita“ zu erfahren.

Zum „Kita-Talk“ laden wir alle großen Parteien in Sachsen ein, mit uns
auf einem Podium die Rahmenbedingungen in Sächsischen Kitas zu
diskutieren. Infostände und ein familiäres Rahmenprogramm runden die
Veranstaltung ab.